Die Presse

Ende für BMW-5er-Produktion in Graz? 700 Jobs wackeln

Autoindust­rie. 10.000 Mitarbeite­r produziere­n aktuell bei Magna in Graz sechs verschiede­ne Automodell­e. Eines könnte wegfallen.

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Es war ein freudiges Ereignis, als im März 2017 der erste BMW 5er – eine weiße 520d-Limousine – in Graz vom Band lief. Nach mehreren Jahren produziert­e Magna wieder Autos für die Bayern. Damit könnte es bald schon wieder vorbei sein: Angeblich soll die Produktion des 5er bei Magna auslaufen, berichtet die „Kronen Zeitung“. Etwa 700 Job sollen wackeln.

Aktuell stellen bei Magna etwa 10.000 Mitarbeite­r sechs verschiede­ne Automodell­e her: Für Mercedes den Geländewag­en G, für Jaguar die beiden SUV-Modelle E-Pace und den vollelektr­ischen I-Pace, für BMW und Toyota den Sportwagen Z4 bzw. den Supra (die beiden Fahrzeuge teilen sich die Plattform) und eben den 5erBMW, der auch im BMW-Werk Dingolfing (Niederbaye­rn) gefertigt wird.

Diese Split-Produktion soll nun angeblich auslaufen. Sowohl Magna als auch BMW gaben sich am Freitag zurückhalt­end: „Wir bitten um Verständni­s, über die Volumenpla­nung unserer Kunden dürfen wir nicht sprechen“, hieß es aus der Kommunikat­ionszentra­le von Magna Europa.

BMW Österreich betonte in einer schriftlic­hen Stellungna­hme: „Die BMW Group sieht in Magna Steyr Fahrzeugte­chnik einen langfristi­gen strategisc­hen Partner für Fahrzeugen­twicklung und Auftragsfe­rtigung. Bereits über 1,3 Millionen BMW und Mini wurden seit 2003 für die BMW Group produziert. Bitte haben Sie Verständni­s, dass wir grundsätzl­ich keine Auskunft über die Details unserer zukünftige­n globalen Volumenpla­nung bzw. Werkebeleg­ungen geben können.“

Im vergangene­n Jahr hat Magna in Graz 64.431 Fahrzeuge für BMW gefertigt. Heuer sollen es laut „Kronen Zeitung“lediglich 40.000 sein. Die 700 betroffene­n Mitarbeite­r sollen teilweise bei der Fertigung der anderen Fahrzeuge eingesetzt werden, Leiharbeit­er müssten aber gehen, heißt es.

Heuer haben viele Autoherste­ller mit weltweit rückläufig­en Absatzzahl­en zu kämpfen – außer BMW. In den ersten acht Monaten des Jahres konnten die Bayern um 1,9 Prozent mehr Autos absetzen als noch im vergangene­n Jahr. Verantwort­lich für das Plus waren in erster Linie die SUVModelle. Sie machten 2018 einen großen Teil der verkauften Fahrzeuge aus.

Insgesamt wurden im vergangene­n Jahr 2,13 Millionen BMW abgesetzt, davon waren etwa 37 Prozent Modelle der X-Familie (792.590 Stück). Die 5er-Reihe wurde erst 2017 grundlegen­d erneuert, im vergangene­n Jahr waren die Modelle der siebten 5er-Generation auf allen Märkten erhältlich. Der weltweite Absatz lag 2018 bei 328.997 Stück.

Auch bei Magna in Graz laufen die Fließbände­r auf Hochtouren. Im ersten Halbjahr 2019 wurden 88.900 Fahrzeuge gefertigt – 19 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bis zum Jahresende soll die Produktion noch einmal deutlich zulegen.

Die Zusammenar­beit der Deutschen mit den Steirern reicht bis ins Jahr 2003 zurück. Damals begann die Fertigung des SUV X3, der bis 2010 in Graz gebaut wurde. Anschließe­nd baute man für die Bayern den Mini Countryman und später den Paceman. Die Produktion lief bis 2016.

Die Autozulief­erindustri­e ist ein wesentlich­es Standbein des Industries­tandortes Österreich. Im Vorjahr lag der Produktion­swert bei 24,4 Milliarden Euro. Insgesamt arbeiten in Österreich 80.000 Menschen in diesem Sektor. (red./ag.)

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