Lasst uns Verstecken spielen – das geht auch mit Ratten
Biologen haben die Nager zum Spiel animiert und Erstaunliches erlebt.
In allen Kulturen der Welt spielen Kinder Verstecken, und oft genug haben auch Eltern ihren Spaß dabei. Nun stellt die Wissenschaft einen Tipp bereit: Falls gerade keine Kinder zur Hand sind – es geht auch mit jungen Ratten. Ein Team von Biologen und Neurologen der Humboldt-Universität in Berlin animierte zehn Versuchstiere dazu, und nach nur ein bis zwei Wochen hatten die Probanden sämtliche Tricks drauf (Science, 12. 9.). Besonders erstaunlich: Fast alle Nager konnten problemlos zwischen der Versteck- und der Suchrolle wechseln.
Die große Frage für die Forscher: Warum spielen die Ratten mit? Sie wurden nicht durch ein Futterversprechen darauf dressiert. Nach dem Finden gab es als Belohnung nur Kitzeln, Kraulen oder spielerisches Raufen. Alles spricht dafür, dass sie einfach Spaß am Versteckspiel haben: der große Eifer, Ultraschall-Jauchzer und ausgelassene Freudensprünge.
Die Strategien zeigen, dass sie nicht schnell gefunden werden wollen. Sie suchen gute Verstecke, verhalten sich dort still. Und wenn der Mensch sie entdeckt, laufen sie oft davon, verstecken sich wieder neu. Sie wollen das Spiel verlängern, es ist für sie Belohnung genug. Von einer Runde zur nächsten wechseln sie ihr Versteck; wählt aber der Mitspieler mehrmals dasselbe, suchen sie zuerst dort. Die steile Lernkurve gibt den Forschern zu denken. „Wir fragen uns, ob die Fähigkeiten zumindest teilweise angeboren und damit evolutionär alt sind“, sagt StudienKoautor Michael Brecht zur „Presse“. Beweis wäre, dass sie auch untereinander Verstecken spielen: „Wir haben den Eindruck, dass sie es tun, müssen es aber noch weiter untersuchen.“(gau)