Jubel und Frust sind Geschwister
Eine Geschichte des österreichischen Fußballs im Expresstempo.
Die Fußball-Europameisterschaft des Jahres 2016 war die unrühmlichste Markierung in der (kurz gefassten) Geschichte der heimischen Nationalmannschaft. Sehr bezeichnend und mit viel Humor zitiert der Kenner Klaus Dermutz Franz Grillparzer, wenn er die kräfteschonenden Aktionen von Alaba und Co. von damals umschreibt: „Eines ist nur Glück hienieden,/Eins: des Innern stiller Frieden . . .“Grillparzer war eben Österreichs Nationaldichter, er muss die heute agierenden Ballesterer vorausgeahnt haben.
In 90 Minuten Österreichs Fußballgeschichte nachzuzeichnen, ist natürlich ein selbstmörderisches Unterfangen. Einem unglücklich Liebenden vergleichbar, schildert der in Berlin lebende Experte Höhepunkte, Triumphe, tiefe Depressionen und Debakel, wie sie in 125 Jahren unvermeidlich sind. Was viele nicht wissen: Das erste Match, wenngleich inoffiziell, fand am 18. März 1894 in Graz neben der Jahn-Turnhalle statt, und zwar zwischen zwei Teams des Akademischen Radfahrvereins.
Doch bald verband man mit dem Begriff Fußball hauptsächlich die Wiener Vereine, die nicht nur schöne Siege verbuchen konnten, sondern auch Stars, Publikumslieblinge sonder Zahl hervorbrachten. Dass einer davon Matthias Sindelar hieß, ist sogar der heutigen Generation noch bekannt; dass aber 15.000 Menschen an seiner Beerdigung auf dem Zentralfriedhof teilnahmen, wohl weniger. Und das an einem regnerischen 28. Jänner des Jahres 1939. Es war ein tragischer Kohlenmonoxid-Unfall gewesen.
Klaus Dermutz