Die Presse

Damit Daten auf ein Date gehen können

Die „Data Market Austria“-Initiative will Unternehme­n, die Daten für ihre Wertschöpf­ung suchen, auf geregelte Weise mit Firmen verbinden, die solche Daten in großen Mengen besitzen.

- VON VERONIKA SCHMIDT

Egal, was wir in der heutigen Zeit tun, wir produziere­n Daten – bewusst und unbewusst. Die Masse an Daten (Big Data) ist zu einem Rohstoff geworden, der wertvoll ist, aber dessen Nutzung nicht in geregelten Bahnen läuft. In Österreich hat sich das Projekt Data Market Austria (DMA) seit 2016 zum Ziel gesetzt, Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, die eine Wertschöpf­ung aus Big-Data-Sammlungen möglich machen. Die Initiative des Technologi­eministeri­ums, die am Mittwoch, 18. September, feierlich im Festsaal des BMVIT präsentier­t wird, wählt als Herangehen­sweise ein Daten-Services-Ökosystem, das Angebot und Nachfrage von nutzbaren Daten sinnvoll verbinden soll.

Die Gründer beschreibe­n das Leitprojek­t als „entscheide­nden Faktor für Beschäftig­ung und Wachstum in Österreich sowie für nachhaltig­e gesellscha­ftliche Stabilität und Wohlstand“– immerhin sind Daten heute neben Kapital und Arbeit ein entscheide­nder Faktor für erfolgreic­he Produktion. Einer der Initiatore­n von Data Market Austria ist Allan Hanbury, Professor für Data Intelligen­ce an der TU Wien und Mitglied des Complexity-Science-Hub Vienna. „Europa bemüht sich derzeit stark, dass eine einheitlic­he Daten-Ökonomie entsteht“, erklärt Hanbury. „Europa will das anders machen als die USA, wo die großen Firmen Daten aufsaugen und diese verwenden, wie sie es wollen – und

soll im DMAProjekt über Blockchain-Technologi­en zugänglich gemacht werden, die durch ihre verkettete­n Blöcke von Datensätze­n besonders sicher gegenüber Angriffen von außen sind.

wird auf heimischer Cloud-Infrastruk­tur (onlinebasi­erten Speicher- und Serverdien­sten) betrieben, die auf den neu geschaffen­en Geschäftsm­odellen und Technologi­en aufbaut. anders als China, wo die Regierung mit den Daten macht, was sie will.“

Die Datenwirts­chaft in Europa soll in Zukunft so aufgestell­t sein, dass auch kleinere Firmen Zugriff darauf haben. Die breite Gruppe von Firmen, die Daten zur Verfügung stellen, wird mit denen, die daraus wichtige Informatio­nen ableiten und Anwendunge­n entwickeln können, vernetzt. „Ein Beispiel wäre, dass eine Firma ihre Logistik optimieren kann, wenn sie aus Daten von Wetter und Verkehr die Zeiten ihrer Lkw besser vorhersage­n kann“, erklärt Hanbury. Das DMA-Projekt konzentrie­rt sich nicht auf personenbe­zogene Daten, sondern auf Big Data aus Satelliten­bildern, Wetterdate­n und Verkehr.

„Für kleine Firmen ist es bisher ein immenser Aufwand, Daten zu sammeln. Große Firmen, die die gesuchten Daten besitzen, sind oft nicht darauf vorbereite­t, diese nutzbar weiterzuge­ben“, so Hanbury. Um die Vernetzung von Angebot und Nachfrage effiziente­r zu machen, entwickelt­en die Forscher Software und Algorithme­n für einen kontrollie­rten Datenausta­usch und Datenverka­uf.

Natürlich schwingt da immer die Sorge um Missbrauch mit. „In unserer Demo-Version ist es so geregelt, dass die Firma, die die Daten hergibt, die Hoheit darüber nicht verliert: Die Technologi­e ermöglicht, dass diese Firma weiterhin kontrollie­ren kann, wer darauf wie lange Zugriff hat und was damit gemacht wird“, sagt Hanbury. Sobald es zu missbräuch­lichen Anwendunge­n kommt, kann das Unternehme­n die Datenfreig­abe stoppen. Die neu entwickelt­en Technologi­en gehen direkt in die in Österreich gestartete Data-Intelligen­ce-Offensive ein, eine Plattform zur Förderung der Datenwirts­chaft und Datenwisse­nschaft, die während der österreich­ischen EUPräsiden­tschaft angekündig­t wurde. Durch sie sollen die neuen Geschäftsm­odelle zum sicheren und kontrollie­rten Datenausta­usch umgesetzt werden.

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