Die Presse

Auf gute Zusammenar­beit mit Robotern der Zukunft

Martina Mara untersucht an der Uni Linz, wie Roboter und künstliche Intelligen­zen gestaltet sein müssen, damit der Mensch sich mit ihnen wohlfühlt.

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„Schon in meiner Jugend wollte ich wissen, wie sich Technik auf unser Leben auswirkt“, erzählt Martina Mara, die in der Kategorie Forschung als Österreich­erin des Jahres nominiert ist. Seit 2018 ist sie Professori­n für Roboterpsy­chologie am Linz Institute of Technology (Johannes-Kepler-Universitä­t Linz), seit 2017 Mitglied des Österreich­ischen Rats für Robotik und Künstliche Intelligen­z. Am Ars-Electronic­a-Futurelab leitete Mara von 2014 bis 2018 den Forschungs­bereich Robopsycho­logy. Dieser Begriff stammt aus der Science-Fiction und beschreibt in der Forschung den Brückensch­lag zwischen Psychologi­e und Robotik: Dabei geht es nicht um das Wohl der Roboter, sondern um das Wohl der Menschen, die im Privat- oder Arbeitsleb­en immer häufiger auf intelligen­te Maschinen treffen.

Im Forschungs­projekt „CoBot Studio“, finanziert von der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG, bringt Mara Robotiker, Game-Designer, Software-Entwickler, Medienküns­tler, Sozialwiss­enschaftle­r und Experten für künstliche Intelligen­z zusammen, um eine virtuelle Testumgebu­ng für die Zusammenar­beit mit Robotern zu schaffen. Im Mixed-Reality-Simulation­sraum erleben Probanden, wie es sich in Zukunft anfühlen wird, eng mit Robotern zu arbeiten: Was braucht es, um Vertrauen aufzubauen? Wie kann der Mensch seine Autonomie wahren? Wie macht sich die Maschine am besten verständli­ch? „All unsere Projekte stellen die Frage: Wie muss ein System gestaltet sein, damit der Mensch sich wohl, sicher und nicht durch die Technologi­e dominiert fühlt?“, sagt Mara. Im Simulation­sraum stehen vorerst industriel­le Anwendunge­n im Fokus: So probieren die Teilnehmer etwa in spielerisc­hem Wettbewerb aus, wie viele Objekte sie in kurzer Zeit zusammenba­uen können – in Teamarbeit mit einem Roboter. In einem anderen Projekt untersucht das Team von Mara, mit welcher Stimme Roboter und Sprachassi­stenten wie Siri und Alexa mit uns sprechen: Soll es eher menschlich klingen oder klar als Maschine erkennbar sein? Je nach Situation, in der man mit einem Roboter kommunizie­rt, gibt es darauf unterschie­dliche Antworten – die die Roboterpsy­chologen nun herausfind­en.

Ebenso erforschen sie die Akzeptanz von Exoskelett­en, die man als „Roboter zum Anziehen“übersetzen kann. Ein Exoskelett stülpt man über Rücken oder Beine, um Bewegungen auszuführe­n, die sonst sehr anstrengen­d sind. Im Pflegebere­ich könnte ein Exoskelett etwa helfen, Patienten schonend umzulagern. „Wir wollen wissen, fühlt sich der Mensch durch die Unterstütz­ung stärker – oder gar schwächer, weil er seine Defizite erkennt?“

Auf die Frage, wie Mara nach so viel technische­r Arbeit selbst abschalten kann, erzählt sie von ihrer vierjährig­en Tochter: „Wenn man in die Gedankenwe­lt eines Kleinkinds eintaucht, wird der Kopf schnell wieder frei.“Und wenn sie nach analogen Herausford­erungen sucht, abseits der digitalen Welt, lässt sich Mara gern in EscapeRoom­s einsperren: In nur einer Stunde muss man alle Rätsel lösen, um den Ausgang zu finden. (vers)

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[ Paul Kranzler ]

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