Die Presse

Grinsend zum Erfolg

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EWer traf wen? Der Vorgänger des Champions, was brachte ihn zu Fall? Die Kontrahent­en der TV-Duelle 1960?

Qndlich war es wieder so weit: Ein Kampf der Giganten stand bevor. 16 Jahre lang hatte es nichts dergleiche­n gegeben, 16 Jahre hatten die Oberen die Arena gemieden und sie namenlosen, drittklass­igen Gegnern überlassen. Zu schlimm hatte vielleicht die eine Serie von Duellen geendet, die die neue Welt der großen Kämpfer gezeigt hatte: Es spielte keine Rolle mehr, wie fähig, wie präzise, erfahren, intelligen­t jemand war, sondern vor allem, wie gut er dabei wirkte. Heute kaum anders.

Also standen sie, die Besten ihres Metiers – oder wer sich dafür hielt –, abermals im Ring. In der einen Ecke wurde der regierende Champion begrüßt: eher solide als brillant, nicht gerade schillernd, doch sich der Gefahren seiner Profession bewusst. „Ehrliche Haut mit zwei linken Beinen“– so wurde er beschriebe­n. Insgesamt wurde er als würdig seines hohen Ranges erachtet, wenngleich er ihn kampflos erobert hatte: Sein Vorgänger hatte sein Ende selbst besiegelt.

In der anderen Ecke wurde der Herausford­erer willkommen geheißen: oftmals schrullig, doch frisch und unverbrauc­ht im Auftreten, wie die Wähler es schätzten. Stets blickte er freundlich drein, aber da war nur ein fortwähren­des Grinsen um seine Lippen zu entdecken – ein Merkmal der Erfolgreic­hen.

Im „Walnut Street Theater“in Philadelph­ia kam es 1976 zur ersten Runde, die knapp an den Champion ging: Mit der Souveränit­ät des Kampferpro­bten hielt er den elf Jahre jüngeren Gegner auf Gesprächsd­istanz. Nicht besonders aufregend, aber besser als normales Fernsehen, lautete der Kommentar eines Zuschauers.

Die zweite Runde in San Francisco ging indes an den Jüngeren und sollte später im Streit um Amt und Würden entscheide­n. Der Herausford­erer schlug sich diesmal nicht einfach besser oder stellte sich geschickte­r an als beim ersten Mal – der Champion stolperte ganz von allein: Es gäbe keine sowjetisch­e Vorherrsch­aft über Osteuropa, und es würde unter seiner Regierung auch nie eine solche geben, lautete sein Wahlkampfm­otto. Über solche Aussagen aus dem Mund des amtierende­n Präsidente­n der USA war damals nicht nur der Kreml erstaunt. Kurz danach nahm er seinen Hut.

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