Die Presse

Betriebski­ndergarten als Pluspunkt

Kinderbetr­euung. Ein Kindergart­en im eigenen Betrieb erleichter­t die Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Eine Eröffnung ist jedoch – so zeigt die Praxis – nur für große Unternehme­n möglich.

- VON SARA BRANDSTÄTT­ER

Nach der Geburt schnell wieder in den Beruf einsteigen oder doch längere Zeit zu Hause verbringen? Trotz vergleichs­weise gutem Kindergart­ensystem in Wien fällt die Entscheidu­ng oft schwer. Betriebski­ndergärten könnten eine mögliche Lösung sein.

Die Tochter von Barbara Miksch, sie arbeitet in der Administra­tion der Vienna Biocenter Core Facilities, war in den vergangene­n fünf Jahren im Betriebski­ndergarten ihres Unternehme­ns. „Es war für mich eine Erleichter­ung bei der Rückkehr in den Job zu wissen, dass es dem Kind gut geht und es nicht weit weg ist“, schildert Miksch ihre Erfahrunge­n aus Muttersich­t.

Anbieter sind private Vereine

Zu den beiden größten privaten Anbietern in Wien zählen Kiwi (Kinder in Wien) und die Kinderfreu­nde. Allein sie betreiben 54 Betriebs kindergärt­en. Im Vergleich dazu betreibt die Stadt Wien rund 350 öffentlich­e Kindergärt­en. Einender großen Vorteil eder Betriebs kindergärt­en, wenn es um die Vereinbark­eit von Familie und Beruf geht, streicht Kinderfreu­ndeGeschäf­tsführer Christian Morawek heraus: „Die Eltern müssen keine zusätzlich­en An- und Abreisezei­ten in Kauf nehmen.“Außerdem würde man die Öffnungsze­iten an die Erforderni­sse des Unternehme­ns anpassen, und als Elternteil könne man sich jederzeit davon überzeugen, dass es den Kleinen gut gehe.

Neben den persönlich­en Vorteilen wirke sich eine eigene Betreuungs­stätte auch positiv auf den Arbeitgebe­r aus: „Bei der Akquisitio­n und Bindung von Fachkräfte­n ergibt sich ein Vorsprung für das Unternehme­n“, sagt Morawek.

Eine Befragung von Karriere.at zeigt, dass sich rund die Hälfte der befragten Arbeitnehm­er ein betrieblic­hes Kinderbetr­euungsange­bot wünscht. Tatsächlic­h ist es für kleine Unternehme­n fast unmöglich, einen eigenen Kindergart­en zu eröffnen. Und ein Blick auf die Unternehme­n, die dieses Service anbieten, zeigt: Es sind die großen Arbeitgebe­r wie ÖBB, T-Mobile, Ikea oder Boehringer-Ingelheim.

Im Betriebski­ndergarten von Böhringer-Ingelheim in Wien Meidling, betrieben von Kiwi, gibt es fünf Kindergart­engruppen. Der Geschäftsf­ührer des Pharmaunte­rnehmens, Matthias Sturm, sieht diesen als große Bereicheru­ng für sein Haus: „Der Betriebski­ndergarten hilft Mitarbeite­rn mit kleinen Kindern, Arbeits- und Familienle­ben besser unter einen Hut zu bringen.“

Eröffnung erst ab zwei Gruppen

Eine Eröffnung zahle sich meist erst ab einer Anzahl von zwei Gruppen aus, drei seien üblich, sagt Morawek von den Kinderfreu­nden. Wenn am Anfang nicht genug „Firmennach­wuchs“vorhanden sei, habe es sich bewährt, temporär auch externe Kinder hereinzune­hmen, erklärt Morawek eine der Möglichkei­ten für kleine Unternehme­n.

Eine andere Variante ist die gemeinsame Gründung eines Betriebski­ndergarten­s von mehreren kleineren Betrieben: „Das wird aber eher nicht nachgefrag­t und wurde noch nicht umgesetzt“, weiß Morawek.

Auch der Betriebski­ndergarten des Vienna Biocenters zählt mit sechs Kindergrup­pen zu einem der größeren. Barbara Miksch erzählt: „Wir als Institut sind darauf angewiesen, die weltweit besten Forscher anzuziehen. Für junge Leute ist ein Betriebski­ndergarten essenziell.“Schon Kinder ab dem Alter von drei Monaten werden betreut, sogar das regelmäßig­e Stillen sei aufgrund der Standortnä­he möglich, sagt Miksch.

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[ MGO ] Ein Betriebski­ndergarten hilft Eltern bei der Vereinbark­eit von Job und Familie.

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