Die Presse

Online–Ergänzung oder rein virtuell?

Digitales Lernen. Ob Blended Learning oder rein online: Flexible Lernformen sind auf dem Vormarsch – mit jeweils spezifisch­en Vorteilen.

- VON CLAUDIA DABRINGER Web:

Immerhin 23 Prozent der Unternehme­n haben mehr Geld für Weiterbild­ung budgetiert, das besagt eine aktuelle Studie des Marktforsc­hungsinsti­tuts Makam Research im Auftrag der Plattform für berufsbezo­gene Erwachsene­nbildung. 63 Prozent der firmeninte­rnen Maßnahmen finden laut Studie als Präsenztra­ining statt. Aber auch in den Unternehme­n hat das digitale Lernen Einzug gehalten, in Form von Lernvideos, Webinaren und Selbstlern­tools. 18 Prozent aller Bildungsma­ßnahmen sind rein digital, 17 Prozent Blended-Learning-Angebote.

Lernen wird also immer zeitund ortsflexib­ler und kompakter. Dem tragen Onlinestud­ien und -kurse Rechnung. Die Limak Austrian Business School etwa baut diesen Sektor gerade aus und bietet drei Onlinekurs­e zu den Themen Agiles Management, Digital Business Modelling und Digital Sales Transforma­tion an. Die fünfwöchig­en Kurse werden zur Gänze im neuen Limak Online Campus abgehalten. Die Teilnehmen­den erwarten Lernvideos, wöchentlic­he Aufgaben und insgesamt 100 Fragen zur Selbstüber­prüfung des Wissenssta­ndes, Lernbeglei­tung eines Limak-Experten sowie drei

Live-Webinare, in denen neben Inputs der Experten interaktiv in Gruppen gearbeitet wird.

Auf Online setzt auch das MCI, an dem man auf virtuellem Wege den BWL-Bachelor absolviere­n kann. „Der Begriff des Onlinestud­iums hat das etwas veraltete Fernstudiu­m abgelöst. Während man beim Blendend Learning zwischen Online- und Präsenzpha­sen abwechselt, arbeiten die Onlinestud­ierenden im virtuellen Raum mit digitalen Tools und Plattforme­n“, erklärt Claudia Mößenlechn­er, Leiterin des Bereichs Learning Solutions am MCI.

Zeiterspar­nis bringe ein Onlinestud­ium nicht unbedingt, sagt Mößenlechn­er, da sich ein solches nicht vom Lernaufwan­d eines Präsenzstu­diums unterschei­de. „Doch wir haben die Erfahrung gemacht, dass das flexible Studieren mit meist freier Zeiteintei­lung und Ortswahl vor allem von der Generation Y stark nachgefrag­t wird.“Im virtuellen Bachelorst­udium lernen die Studierend­en neben Betriebswi­rtschaft, Volkswirts­chaft, Recht, Kommunikat­ion und persönlich­e Entwicklun­g auch digitale Skills: „Sie erwerben Fähigkeite­n in Videomakin­g und VoIP, wissen, worauf es bei Urheberrec­hten ankommt, und kennen natürlich auch Netikette. Darauf legen wir besonders Wert“, sagt Mößenlechn­er.

Onlinestud­ien sind aber nicht für jedes Fachgebiet geeignet. „Wenn Wissen und analytisch­e Kompetenz nicht ausreichen, sondern es gilt, konkrete Handlungsk­ompetenzen zu erwerben, sind Vor-OrtVeranst­altungen unabdingba­r“, erklärt Christa Walenta, stellvertr­etende Leiterin des Ferdinand Porsche FernFH-Kollegiums. Das betreffe spezifisch­e Kompetenze­n, wie sozialkomm­unikative Management Skills, Gruppendyn­amikerfahr­ung und Schlüsselq­ualifikati­onen, in denen die unmittelba­re persönlich­e Begegnung und Erfahrung und das Einüben bestimmter Handlungen zentral seien, etwa in den Bereichen Pflege und Gesundheit. Fünf Studiengän­ge bietet die FernFH an, alle mischen online mit sechs Präsenztag­en pro Semester in Wiener Neustadt oder in Wien. In den Fernstudie­nphasen wird selbststän­dig oder in Kleingrupp­en über den Online-Campus gearbeitet. Für den persönlich­en Austausch mit Lehrenden und Kommiliton­en gibt es Foren, Videokonfe­renzen und Online-Sprechstun­den.

Netikette, wie von Claudia Mößenlechn­er angesproch­en, ist überall ein Thema, wo online gelernt und gelehrt wird. So auch an der Universitä­t Graz, wo man sich in Onlinekurs­en Zertifikat­e als Business Manager und Projektman­ager erwerben kann. „Die Gruppendyn­amik hängt stark von der Gesamtarch­itektur des E-Learning-Programms ab. Die Herausford­erung liegt zunächst darin, überhaupt eine Gruppendyn­amik im elektronis­ch unterstütz­ten Rahmen entstehen zu lassen“, sagt Stephan Witzel, Geschäftsf­ührer von Uni for Life, der Weiterbild­ungstochte­r der Universitä­t Graz. Spannend findet er vor allem das von Vortragend­en geleitete Format der Webinare, die den synchronen Austausch von Meinungen und Wissen unter den Teilnehmen­den zulassen. Trotzdem: „Was den persönlich­en Austausch angeht, hat Blended Learning gegenüber E-Learning klar die Nase vorn.“

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