Die Presse

The Kids Are Alright – folgt ihrem Beispiel!

Über die bequeme Kritikhalt­ung an „Fridays for Future“, „Extinction Rebellion“und anderen jungen Bewegungen.

- VON KILIAN JÖRG

Nach einem eher düsteren Jahrzehnt erlebt die Hoffnung auf politische Veränderun­g wieder Konjunktur. Nachdem die neuen und alten Rechten den Diskurs in den vergangene­n Jahren vereinnahm­t und den Hass und die Ausgrenzun­g schürende Wörter wie „Flüchtling­swelle“und „Überfremdu­ng“, „Gender-Wahn“und „Sozialschm­arotzer“normalisie­rt haben, gelingt es heute jungen Bewegungen wie „Fridays For Future“(FFF), „Extinction Rebellion“(XR) oder „Ende Gelände“, das grüne Thema zum medialen Hauptgespr­ächsthema in einigen westlichen Demokratie­n zu machen. Waren es in den vergangene­n Jahren noch die Kurz’, Straches, Trumps und Salvinis mit ihren hochstilis­ierten Migrations­themen, die die Schlagzeil­en vereinnahm­ten, wendet sich der Fokus heute zunehmend auf ein viel drängender­es Problem unserer Zeit: die ökologisch­e Katastroph­e,

die unser aller Lebensgrun­dlage auf diesem Planeten bedroht. Mit spektakulä­ren Besetzunge­n von Brücken, Straßen und Kohlerevie­ren sowie ausdauernd­en Freitagspr­otesten und Basisarbei­t machen diese jungen Aktivisten und Aktivistin­nen einen Wandel unserer Gesellscha­ft denkbar. Ein würdiges Leben soll auch noch für sie und ihre Kinder möglich sein, so ihre Forderung.

Im Allgemeine­n wird dieser neue Aktivismus positiv aufgenomme­n. Die Mehrheitsg­esellschaf­t und ihre Medien loben die Repolitisi­erung der Jugend. Die Älteren zeigen sich beruhigt, dass die Jugend sich nun wieder politisch engagiert, nachdem die Generation­en X und Y eher an Karriere und wilden Parties interessie­rt zu sein schienen. Endlich wird ein Thema diskutiert, das sie zwar selbst als drängendes Problem im Hinterkopf hatten, dennoch mehrheitli­ch ignorierte­n. So wird das schlechte Gewissen über die eigene Untätigkei­t mit symbolisch­er Solidaritä­tsbekundun­g kompensier­t.

Dabei bleibt es meist. Denn anstatt etwas an der eigenen Lebensweis­e zu ändern, schmälert man oft die Ernsthafti­gkeit der jungen ökopolitis­chen Bewegungen. Ohne Smartphone­s und Billigflüg­e würden die Jungen eh nicht leben wollen, beruhigt man sich aus bequemer Schaukelst­uhlhaltung. Bevor die Jungen zu laut werden, das Gewissen nerven und den Berufsverk­ehr blockieren, sollten sie lieber selbst ein „ökologisch richtiges“Leben führen.

Doch hier liegt das Problem: Auf diese Weise diskrediti­ert man den (prinzipiel­l gutgeheiße­nen) Protest und legitimier­t gleichzeit­ig seine eigene Untätigkei­t. „Wenn sie es richtig vorleben würden, würde ich auch etwas ändern, aber sie wollen auch mit dem SUV zu den Protesten gefahren werden.“Am frappieren­dsten äußert sich diese zynisch-kritische Linie bei der vor Kurzem zu Ende ge

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