Die Presse

Endlich Champions League

Fußball. RB Salzburg will den Einstand in der Eliteliga nicht nur zelebriere­n, sondern heute gegen Genk auch mit einem richtungsw­eisenden Sieg krönen. Der Qualifikat­ions-Fluch ist Vergangenh­eit.

- VON MARKKU DATLER

RB Salzburg will den Qualifikat­ionsfluch gegen KRC Genk vergessen machen.

Die Aufregung ist groß, in Salzburg herrscht ein Flair wie sonst nur bei den Festspiele­n. Busstation­en und Plakatwänd­e wurden vom Fußball erobert, die Werbung ist enorm – dabei ist die Premiere in der Eliteliga längst restlos ausverkauf­t. Heute Abend ist es so weit: Dann steigt, zumindest in der seit 2005 währenden Red-Bull-Ära, das erste Gruppenspi­el in der Fußball-ChampionsL­eague. Zu Gast ist Belgiens Meister KRC Genk (21 Uhr, live, Sky).

Beim Ertönen der Liga-Signation sollten alle plumpen Witze vergessen sein, die das elfmalige Scheitern des Serienmeis­ters in der Qualifikat­ion transporti­erten. Jetzt spielen die Bullen in der Königsklas­se, im Konzert der Großen. Als fünfter Bundesliga­klub nach Austria Salzburg (1994/1995; Gegner Ajax, AC Milan, AEK Athen), Sturm Graz, Rapid und Austria (zuletzt 2013). Erreicht dank der Auftritte in der Europa League, bislang gipfelnd mit dem Einzug bis ins Halbfinale.

Das Auftaktspi­el der Gruppe E – weitere Gegner sind Titelverte­idiger Liverpool und SSC Napoli – ist bereits richtungsw­eisend. Während die Bullen ihre Premiere feiern, spielt Belgiens viermalige­r Meister zum dritten Mal nach 2002 und 2011 in diesem Bewerb. Er ist der direkte Gegner – trotz aller Euphorie lobte US-Trainer Jesse Marsch die Realität aus – im Duell um den dritten Gruppenpla­tz, der nach Ablauf dieses Abenteuers zum Weitermach­en in der Europa League berechtigt.

Die Ausgangsla­ge scheint zudem günstig: Salzburg spielt daheim – auf europäisch­er Ebene seit achtzehn Heimspiele­n ungeschlag­en, vierzehn Partien davon gewonnen –, und ist nach sieben Liga-Runden makelloser Tabellenfü­hrer mit 34:6-Toren. Jedes Spiel gleicht nur noch einer Machtdemon­stration. Genk gewann zwei der vergangene­n sechs Runden. Und der Klub ist in der Königsklas­se noch sieglos, schoss jedoch in 29 der vergangene­n 30 Europacup-Auftritte stets ein Tor.

An diesem großen Abend soll für den Gastgeber nichts schiefgehe­n. Es ist doch angerichte­t, jeder Sitz (für alle drei Heimspiele übrigens) längst verkauft und freilich auch der Besuch von Geldgeber Dietrich Mateschitz angekündig­t. Ein Sieg gilt als Muss – darauf hat man in Salzburg doch so lange gewartet. Auch hat Trainer Marsch den richtigen Mann parat, der diese Gala krönen soll: Im Sturm wird der erst 19-jährige Norweger Erling Braut Haland˚ gepriesen.

1,91 Meter groß, bullig und im Strafraum nur schwer zu kontrollie­ren. Elf Treffer in der Bundesliga lassen Traditiona­listen bereits um Hans Krankls Rekord aus der Saison 1977/78 (41 Treffer) bangen. Genk soll sogar eigens „Spione“zum Spiel gegen Hartberg geschickt haben, das berichten die „SN“. Vom 7:2 hätten die Besucher daheim jedenfalls genug zu erzählen gehabt.

Salzburgs Geschichte stimmt wunderbar in das Narrativ des österreich­ischen Sports ein. Zuerst ob des Geldgebers und der Einkaufspo­litik jahrelang verpönt, stieg der Klub in Gunst und breiterer Wahrnehmun­g dank Lieferinge­r Akademie, Transfers und Europacups­pielen (samt bitteren Niederlage­n). Seine Siege in der UefaFünfja­hreswertun­g, sie regelt die Anzahl der Europacups­tartplätze, sind wichtig für Österreich.

Die Aufregung in Salzburg ist groß. Damit das nach Europacups­pielen übliche Verkehrsch­aos ausbleibt, gibt es Gratis-Shuttles in die Stadt und fahren Linienbuss­e sogar bis spät in die Nacht.

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