Endlich Champions League
Fußball. RB Salzburg will den Einstand in der Eliteliga nicht nur zelebrieren, sondern heute gegen Genk auch mit einem richtungsweisenden Sieg krönen. Der Qualifikations-Fluch ist Vergangenheit.
RB Salzburg will den Qualifikationsfluch gegen KRC Genk vergessen machen.
Die Aufregung ist groß, in Salzburg herrscht ein Flair wie sonst nur bei den Festspielen. Busstationen und Plakatwände wurden vom Fußball erobert, die Werbung ist enorm – dabei ist die Premiere in der Eliteliga längst restlos ausverkauft. Heute Abend ist es so weit: Dann steigt, zumindest in der seit 2005 währenden Red-Bull-Ära, das erste Gruppenspiel in der Fußball-ChampionsLeague. Zu Gast ist Belgiens Meister KRC Genk (21 Uhr, live, Sky).
Beim Ertönen der Liga-Signation sollten alle plumpen Witze vergessen sein, die das elfmalige Scheitern des Serienmeisters in der Qualifikation transportierten. Jetzt spielen die Bullen in der Königsklasse, im Konzert der Großen. Als fünfter Bundesligaklub nach Austria Salzburg (1994/1995; Gegner Ajax, AC Milan, AEK Athen), Sturm Graz, Rapid und Austria (zuletzt 2013). Erreicht dank der Auftritte in der Europa League, bislang gipfelnd mit dem Einzug bis ins Halbfinale.
Das Auftaktspiel der Gruppe E – weitere Gegner sind Titelverteidiger Liverpool und SSC Napoli – ist bereits richtungsweisend. Während die Bullen ihre Premiere feiern, spielt Belgiens viermaliger Meister zum dritten Mal nach 2002 und 2011 in diesem Bewerb. Er ist der direkte Gegner – trotz aller Euphorie lobte US-Trainer Jesse Marsch die Realität aus – im Duell um den dritten Gruppenplatz, der nach Ablauf dieses Abenteuers zum Weitermachen in der Europa League berechtigt.
Die Ausgangslage scheint zudem günstig: Salzburg spielt daheim – auf europäischer Ebene seit achtzehn Heimspielen ungeschlagen, vierzehn Partien davon gewonnen –, und ist nach sieben Liga-Runden makelloser Tabellenführer mit 34:6-Toren. Jedes Spiel gleicht nur noch einer Machtdemonstration. Genk gewann zwei der vergangenen sechs Runden. Und der Klub ist in der Königsklasse noch sieglos, schoss jedoch in 29 der vergangenen 30 Europacup-Auftritte stets ein Tor.
An diesem großen Abend soll für den Gastgeber nichts schiefgehen. Es ist doch angerichtet, jeder Sitz (für alle drei Heimspiele übrigens) längst verkauft und freilich auch der Besuch von Geldgeber Dietrich Mateschitz angekündigt. Ein Sieg gilt als Muss – darauf hat man in Salzburg doch so lange gewartet. Auch hat Trainer Marsch den richtigen Mann parat, der diese Gala krönen soll: Im Sturm wird der erst 19-jährige Norweger Erling Braut Haland˚ gepriesen.
1,91 Meter groß, bullig und im Strafraum nur schwer zu kontrollieren. Elf Treffer in der Bundesliga lassen Traditionalisten bereits um Hans Krankls Rekord aus der Saison 1977/78 (41 Treffer) bangen. Genk soll sogar eigens „Spione“zum Spiel gegen Hartberg geschickt haben, das berichten die „SN“. Vom 7:2 hätten die Besucher daheim jedenfalls genug zu erzählen gehabt.
Salzburgs Geschichte stimmt wunderbar in das Narrativ des österreichischen Sports ein. Zuerst ob des Geldgebers und der Einkaufspolitik jahrelang verpönt, stieg der Klub in Gunst und breiterer Wahrnehmung dank Lieferinger Akademie, Transfers und Europacupspielen (samt bitteren Niederlagen). Seine Siege in der UefaFünfjahreswertung, sie regelt die Anzahl der Europacupstartplätze, sind wichtig für Österreich.
Die Aufregung in Salzburg ist groß. Damit das nach Europacupspielen übliche Verkehrschaos ausbleibt, gibt es Gratis-Shuttles in die Stadt und fahren Linienbusse sogar bis spät in die Nacht.