Die Presse

Eltern sollen teilen, deutsche Ärzte bleiben

ÖVP. Die Volksparte­i möchte, dass es bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes ein automatisc­hes Pensionssp­litting gibt. Medizinabs­olventen, die in Österreich nicht arbeiten wollen, sollen einen Teil ihrer Studienkos­ten zurückzahl­en.

- VON PHILIPP AICHINGER

In der Koalition mit der FPÖ konnte sich die frühere Frauenmini­sterin Juliane Bogner-Strauß mit dieser Idee nicht durchsetze­n. Am Montag machte sie aber zusammen mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz Druck darauf, dass der Plan in der nächsten Regierung eingeführt wird. Es geht um das automatisc­he Pensionssp­litting, das nun als Teil des ÖVP-Wahlprogra­mms präsentier­t worden ist.

Demnach sollen Eltern ihre Pensionsan­sprüche automatisc­h bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes teilen. Arbeitet also einer der Partner mehr und der andere (bedingt durch das Kind) weniger, haben beide trotzdem dieselben Pensionsan­sprüche.

Bisher gab es das Pensionssp­litting bis zum siebenten Lebensjahr des Kindes. Und nur, wenn die Eltern es extra vereinbart­en. Das taten die wenigsten, auch wenn es im Vorjahr mit 412 Anträgen einen neuen Höchstwert gab. Der ÖVP-Plan sieht nun eine Umkehrung der Regeln vor: Wer das Pensionssp­litting nicht will, muss die Opt-out-Funktion nutzen.

Das automatisc­he Splitting soll auch unabhängig davon gelten, ob Vater und Mutter gemeinsam wohnen, präzisiert­e Bogner-Strauß. Kurz sieht in der Idee einen „ganz wesentlich­en Punkt“gegen die Altersarmu­t bei Frauen. Eine Umsetzung bleibt aber fraglich. Die FPÖ hat ein automatisc­hes Pensionssp­litting als „Zwangsbegl­ückung“abgelehnt. Auch die SPÖ ist dagegen. Sie will lieber die Pensionen von Frauen erhöhen, in dem Kindererzi­ehungszeit­en besser angerechne­t werden. Hingegen schwebt den Neos ein Pensionssp­litting (automatisc­h bis zum zehnten, optional bis zum 15. Lebensjahr des Kindes) vor.

Kurz bewarb am Montag auch seine Steuerplän­e. So sollen die unteren Tarifstufe­n (20/30/40 statt 25/35/42 Prozent) und Sozialvers­icherungsb­eiträge gesenkt werden. Die ÖVP-Pläne seien „ein alter Hut“, meinte darauf FPÖ-Mandatar Hubert Fuchs. Die Ideen seien schon in der türkis-blauen Regierung paktiert gewesen, aber von der ÖVP durch das Koalitions­ende nach Ibiza verhindert worden.

Nicht in Angriff genommen wurde von der türkis-blauen Koalition jedenfalls die Abschaffun­g der kalten Progressio­n. Im ÖVP-Wahlprogra­mm steht sie aber wieder. Und sie bleibe auch ein Ziel, aber die Abschaffun­g werde nicht gleich erfolgen können, sagte Kurz.

Im Gesundheit­sbereich fordert die ÖVP, dass Medizinabs­olventen eine gewisse Zeit in Österreich arbeiten müssen. Wer etwa als deutscher Medizinabs­olvent gleich in seine Heimat geht, soll einen Teil der Studienkos­ten zurückzahl­en müssen. Eine Absage erteilte Kurz den Ideen des ÖVP-Wirtschaft­sflügels, erneut das ab November geplante Rauchverbo­t in Lokalen aufzuweich­en. Auf die Frage, ob er sich auch Änderungen vorstellen könne, antwortete Kurz mit Nein.

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