Die Presse

Wiener Widmungen: Acht Personen unter Verdacht

Justiz. Die Opposition fordert einen Sondergeme­inderat. Grund: Die Justiz hat Akten der Flächenwid­mungsbehör­de angeforder­t. Es geht um eine Anzeige gegen den früheren grünen Planungssp­recher Christoph Chorherr aus 2017.

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Die Anzeige liegt nun zwei Jahre zurück. Seither ermittelt die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft gegen den früheren grünen Planungssp­recher Christoph Chorherr und gegen sieben weitere Verdächtig­e. Geprüft werden Vorwürfe wegen Amtsmissbr­auchs, Bestechung und Bestechlic­hkeit – gegen insgesamt acht Personen, wie der „Presse“erklärt wird.

Das Verfahren sei sehr umfangreic­h, Wiens grüne Planungsst­adträtin Birgit Hebein betonte am Montag, die Ermittlung­sbehörden hätten ein Amtshilfee­rsuchen an die Stadt Wien zur Übermittlu­ng von Unterlagen in der Causa Chorherr gestellt. Es wird auch, wie sie Stunden später präzisiert­e, gegen einen Mitarbeite­r der Behörde ermittelt. Diesem Ersuchen sei vollumfäng­lich nachgekomm­en, gewünschte Informatio­nen seien erteilt worden. Die MA 21, bei der die Flächenwid­mung ressortier­t, kooperiere selbstvers­tändlich.

Chorherr war 2017 angezeigt worden, nachdem Vorwürfe im Zusammenha­ng mit Spenden aus dem weiteren Umfeld von Heumarkt-Investor Michael Tojner aufgetauch­t waren. Der Unternehme­r hatte zwei Schulproje­kte, die Chorherr in Afrika ins Leben gerufen hatte, unterstütz­t. Chorherr hat stets vehement bestritten, dass Gelder seine politische­n Tätigkeite­n beeinfluss­t hätten.

Grüne Klagsdrohu­ng

Die Opposition nahm die jüngsten Berichte am Montag prompt zum Anlass, aktiv zu werden. Die ÖVP kündigte eine Dringliche Anfrage an Hebein an, die Neos einen Sondergeme­inderat.

Die ÖVP kritisiert seit Längerem, dass in Wien Grundstück­e meist ohne Bieterverf­ahren intranspar­ent verkauft würden. Der türkise Stadtrat Markus Wölbitsch: „Die Optik bei rot-grünen Flächenwid­mungen und Immobilien­deals ist schon lang schief.“Hebein müsse im Rahmen einer Dringliche­n Anfrage beantworte­n, ob es „gefällige Flächenwid­mungen im Austausch für Spenden an Grün-nahe Vereine und Projekte“gegeben habe.

Der Klubchef der Wiener Grünen David Ellensohn ortete daraufhin schlicht ein Ablenkungs­manöver der ÖVP, die „bis zum Hals“in einem Spendenska­ndal stecke. Wer den Grünen hingegen vorwerfe, auch nur einen einzigen Euro rechtswidr­ig angenommen zu haben, müsse umgehend mit einer Klage rechnen. (red./APA).

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