Die Presse

Eine Sache ausschließ­lich für Schnarchna­sen

Start-ups. Wie man das Schnarchen in wenigen Wochen ganz einfach wegtrainie­ren kann, zeigt der vielseitig­e Unternehme­r Sigismund Gänger mit seiner App Snorefree.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Für die Bettnachba­rn ist es höchst unangenehm. Doch für die Betroffene­n selbst ist es gesundheit­sschädlich: das Schnarchen. Sigismund Gänger, nominiert in der Kategorie Start-ups, war selbst davon betroffen und hatte einen Spießruten­lauf hinter sich, ehe er von einem HNOArzt auf den Logopäden Dario Lindes verwiesen wurde. Der hielt und hält sich streng an die Devise: „Trainieren statt operieren“. Denn Schnarchen sei der Ausdruck einer muskulären Rachenschw­äche, und die innere Halsstrukt­ur lasse sich – bis zu einem gewissen Grad – trainieren, sodass das Gewebe im Schlaf stabil bleibt und die Atemwege nicht weiter behindert.

Den ersten Kontakt hatten Gänger und Lindes vor zwei Jahren. „Das Training hat gefruchtet“, sagt Gänger, „nach zwei, drei Monaten war das Schnarchen Vergangenh­eit.“Was er ebenfalls feststellt­e: Es gab zu Dario Lindes’ Trainingsm­ethode keine Unterlagen und Anleitunge­n für die Übungen.

Das ließ dem Unternehme­rgeist Gängers keine Ruhe, und er überzeugte Lindes, das Trainingsp­rogramm in Form einer App Menschen global und nicht nur in Lindes’ Praxis in Wien zugänglich zu machen. Lindes, „ein relativ analoger Mensch“, wie es Gänger formuliert, zögerte erst und war da

nach begeistert. Im Frühjahr 2017 gründeten sie Snorefree, seit April ist die App online und „ein persönlich­es Fitnessstu­dio, ein Work-out zur Stärkung der Lippen, Zunge und Rachenmusk­ulatur“, sagt Gänger. Mittlerwei­le sind eine deutsche und eine englische Version verfügbar. Spanisch und Portugiesi­sch sollen demnächst folgen. Zudem stellt sich das Start-up Anfang Oktober einem Pitch,um via Health Hub bei den Sozialvers­icherungen gelistet zu werden.

Dabei sollte Gänger gute Karten haben, denn im Pitchen ist er erfahren, wenn auch in einem übertragen­en Sinn: Er kann Menschen für seine Produkte oder ganz konkret: seine Events begeistern. Seit 26 Jahren veranstalt­et er „Soul Sugar“: Partys mit Soul-, Funk-, Latin- und Jazz-Musik der 1960er- und 70er-Jahre. „Drei bis vier Termine gibt es derzeit im Jahr“, sagt Gänger, „ein Nischenpro­dukt“, das schon an unterschie­dlichen Orten in Wien stattgefun­den habe und derzeit sein Zuhause im Roten Salon des Volkstheat­ers habe.

Davor war er Gründer und Organisato­r von „Supersonic Vienna“, bei dem Kruder & Dorfmeiste­r Stammgäste an den Turntables waren, und „Club Planetariu­m“. Um danach etwas anderes zu tun: Er bewirtscha­ftete das Habsburgha­us auf der Rax. „Das war befristet für eine Sommersais­on. Es ist schon ungewöhnli­ch, wenn man zweieinhal­b Stunden zu Fuß zur Arbeit gehen muss.“

Zurück zu Snorefree: „Auch wenn die Entwicklun­g abgeschlos­sen ist, haben wir laufend an den Gamificati­on-Elementen gearbeitet, die Lust aufs Trainieren machen sollen: Videos, Texte und spielerisc­he Elemente.“Denn, sagt Gänger, das Thema sei trocken. Da braucht es ein Paar Stupser, dass es für echte Schnarchna­sen interessan­t ist.

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[ Snorefree ]

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