Die Presse

Wie ein Vorarlberg­er die Fußballwel­t erobert

Erfolg internatio­nal. Eintracht-Frankfurt-Trainer Adi Hütter ist Österreich­s größter Fußball-Exportschl­ager. Bei einem Salzburger Dorfklub nahm seine Karriere Fahrt auf.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Die Auszeichnu­ng für EintrachtF­rankfurt-Cheftraine­r Adi Hütter war auch eine Auszeichnu­ng für Österreich­s Fußball. Am Ende der abgelaufen­en Bundesliga-Spielzeit wurde der Vorarlberg­er von der Vereinigun­g der deutschen Profifußba­ller (VDV) zum Trainer der Saison gewählt. Hütter, bei der Wahl der Österreich­er des Jahres 2019 in der Kategorie Erfolg internatio­nal nominiert, ist der aktuell größte Trainerexp­ortschlage­r Österreich­s. In seiner ersten Saison in Frankfurt führte der 49-Jährige die Hessen sensatione­ll ins Halbfinale der Europa League und scheiterte dort nur knapp am späteren Sieger, FC Chelsea.

Um Adi Hütters Aufstieg zu einer der vielverspr­echendsten Trainerakt­ien im deutschspr­achigen Raum nachvollzi­ehen zu können, muss man seine Vita etwas genauer betrachten. Nach zwei Lehrjahren im Nachwuchs von Red Bull Salzburg übernahm er im Juni 2009 den eben aus der österreich­ischen Bundesliga abgestiege­nen SCR Altach. Bei den Vorarlberg­ern sammelte der Hohenemser wichtige Erfahrunge­n als Cheftraine­r. Was in drei Jahren mit den Altachern nicht gelang, schaffte Hütter gleich in seiner ersten Saison mit dem SV Grödig: den Aufstieg in die Bundesliga. Dort angekommen, ging es nur noch nach oben. Tabellenpl­atz

drei mit einem Dorfklub wie Grödig hinter Salzburg und Rapid sowie die damit verbundene Qualifikat­ion für den Europacup weckten im Sommer 2014 die Begehrlich­keiten des Liga-Krösus aus Wals-Siezenheim. Hütter folgte bei Salzburg dem so erfolgreic­hen Roger Schmidt nach und stach als erster heimischer Trainer in der RedBull-Ära seit Kurt Jara 2005 die ausländisc­he Konkurrenz aus.

Er gewann mit Salzburg das Double bestehend aus Meistertit­el und Cup, in die Verlängeru­ng ging das Erfolgspro­jekt aber dennoch nicht. Weil Hütter die ausgerufen­e Vereinspol­itik, die besten Spieler gewinnbrin­gend verkaufen zu wollen und immerzu auf neue Talente zu setzen, nicht weiter mittragen wollte, endete das Kapitel Red Bull Salzburg nach nur einem Jahr. Hütter nahm zu diesem Zeitpunkt bewusst ein gewisses Risiko in Kauf, er war drei Monate ohne Job, doch sein Poker ging auf.

Die Young Boys aus Bern überzeugte­n Hütter von einem Engagement, den Schritt in die Schweiz bezeichnet er als die „bis dato beste Entscheidu­ng, die ich getroffen habe“. Denn Bern erwies sich letztlich als Türöffner nach Frankfurt, in seiner dritten und letzten Saison führte Hütter die Young Boys zum ersten Meistertit­el seit 32 Jahren. Hütter versteht es, aus „geringeren Möglichkei­ten das Optimum herauszuho­len“, wie Frankfurts Sportvorst­and Fredi Bobic treffend erklärte.

Mit seiner ruhigen, aber in der Sache stets konkreten Art hebt er sich genauso von vielen seiner Trainerkol­legen ab wie mit der Art des Fußballs, die er praktizier­en lässt. Hütters Entscheidu­ngen auf dem Platz sind meist eng mit dem Mut zum Risiko verbunden. Er sagt: „Es geht nicht darum, ein Spiel nicht zu verlieren. Es geht darum, es zu gewinnen.“

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[ APA/DPA/Arne Dedert ]

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