Die Presse

Ein Teenager verzaubert Barcelona

Champions League. Der erst 16-jährige Ansu Fati wandelt auf den Spuren Lionel Messis und ließ Fans wie Medien vergessen, dass der Superstar verletzt fehlte. In Zeiten teurer Neuzugänge rückt La Masia wieder ins Rampenlich­t.

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Noch kein einziges Spiel hat Lionel Messi in der laufenden Saison bestritten, zu Barcelonas Champions-League-Auftakt heute bei Borussia Dortmund (21 Uhr, live, Sky) aber flog der argentinis­che Superstar nach überstande­ner Wadenverle­tzung mit. Doch es ist nicht Messis mögliches Comeback, das die Schlagzeil­en in spanischen Medien dominiert, vielmehr gehören diese einem anderen im Trikot der Katalanen: Ansu Fati ist zwar noch keine 17 Jahre alt, steuerte am Wochenende aber Tor und Assist zu Barcas¸ 5:2-Erfolg über Valencia bei.

„Ansu, von welchem Planeten bist du gekommen?“, fragte die Zeitung „Sport“auf ihrem Titelblatt und ehrte den Teenager mit den Worten: „Fati verkleidet sich als Messi.“Selbst die Madrider Medien, die traditione­ll Erzrivalen Real zugeneigt sind, hielten mit ihrer Begeisteru­ng nicht hinterm Berg. So legte sich „Marca“fest: „Ein Star wurde geboren.“

Seit seinem Premierent­reffer vor zwei Wochen gegen Osasuna hat Fati jedenfalls seinen Platz in den Geschichts­büchern sicher: Mit 16 Jahren und 304 Tagen avancierte er zum jüngsten Torschütze­n der Ligageschi­chte, selbst der berühmte Messi, Dritter in diesem Ranking, war einst ein Jahr älter gewesen. Barcelona-Trainer Ernesto Valverde, sonst kein Mann großer Worte, geriet ob Fatis Leistung regelrecht ins Schwärmen. „Was Ansu da treibt, ist nicht normal“, sagte der 55-Jährige. Der Junge habe „etwas Besonderes“und sei „für sein Alter sehr reif“. Bald werde der dribbelsta­rke Flügelspie­ler „noch viel besser“spielen.

Fati selbst lebt seinen Traum. In Guinea-Bissau geboren, wurde er vom Vater, einem Müllmann, im Alter von sechs Jahren nach Spanien nachgeholt. Die ersten vier Jahre feilte der FC Sevilla den Rohdiamant­en, ehe Barcelona ihn in seine berühmte Nachwuchsa­kademie, La Masia, lockte. Dort durchlief er alle Auswahlen und weckt nun bei den Fans nostalgisc­he Erinnerung­en. Setzen die Katalanen in der jüngeren Vergangenh­eit auf teure Neuzugänge, geigt nun endlich wieder ein Talent aus den eigenen Reihen groß auf – vielleicht auch heute in Dortmund.

Auf Nationalte­amebene hat sich Fati kürzlich zu seiner Wahlheimat, Spanien, bekannt (neben Guinea-Bissau hätte er auch Anrecht auf die portugiesi­sche Staatsbürg­erschaft), der Verband will die Einbürgeru­ng vorantreib­en.

Inter Mailand empfängt zuvor (18.55 Uhr, live, dazn) im zweiten Gruppenspi­el Slavia Prag. Die Italiener haben eine makellose Ligabilanz vorzuweise­n, Valentino Lazaro sah die drei Siege jedoch alle von der Ersatzbank aus. In der Vorbereitu­ng wurde der 23-Jährige von einer Oberschenk­elverletzu­ng zurückgewo­rfen und zuletzt von der „Gazzetta dello Sport“gar als „rätselhaft­es Objekt“bezeichnet. Eigentlich war mit Lazaros Debüt an diesem Wochenende gerechnet worden, da Trainer Antonio Conte („Einer der Besten der Welt“) gegen Udinese (1:0) wie angekündig­t einige Änderungen vornahm, auf dem rechten Flügel jedoch einmal mehr Routinier Antonio Candreva den Vorzug gab. (swi)

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[ AFP]

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