Die Presse

Kurz gegen Erdo˘gan: Nur „Showpoliti­k“?

Der Ex-Kanzler möchte mehr Frontex-Beamte an die EU-Außengrenz­e schicken.

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Sollen mehr Frontex-Mitarbeite­r an die EU-Außengrenz­e in Griechenla­nd und Bulgarien geschickt werden? SPÖ und Neos kritisiert­en diese Forderung von Ex-Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag als „Showpoliti­k“. Die Grünen meinten: Kurz zeige wieder einmal deutlich, dass er nur ein Thema habe, nämlich die Balkanrout­e,

„Als Kurz und Kickl (Ex-Innenminis­ter, Anm.) während der österreich­ischen Ratspräsid­entschaft hier in der Verantwort­ung waren, wurden die Zeitpläne für den Ausbau immer weiter verzögert“, sagte die EU-Abgeordnet­e der Neos, Claudia Gamon. Ausgerechn­et im Wahlkampf fordere Kurz nun etwas, „das er zuvor sehr stiefmütte­rlich behandelt hat“. Ähnlich äußerte sich SPÖ-Europaspre­cher Jörg Leichtfrie­d: Während der EU-Ratspräsid­entschaft habe der ÖVP-Chef „darin versagt, Frontex mehr Mitarbeite­r zukommen zu lassen“.

Zuvor hatte der Ex-Kanzler eine „klare Reaktion der EU“auf Drohungen des türkischen Präsidente­n, Recep Tayyip Erdogan,˘ gefordert, die Grenzen nach Europa für syrische Flüchtling­e zu öffnen. Daher brauche es zusätzlich­e FrontexMit­arbeiter in Griechenla­nd und Bulgarien. „Eine Situation wie 2015 darf sich nicht wiederhole­n, die Westbalkan­route muss unbedingt geschlosse­n bleiben.“

Zudem bekräftigt­e Kurz seine Forderung nach einem Abbruch der EU-Beitrittsg­espräche mit der Türkei. „Wir dürfen uns nicht länger von Präsident Erdogan˘ erpressen lassen.“Der im März 2016 geschlosse­ne Flüchtling­spakt mit der Türkei sieht vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechisch­en Inseln kommen, zurückschi­cken kann. Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkrie­gs in Syrien 2011 rund 3,6 Millionen Flüchtling­e aufgenomme­n, mehr als jedes andere Land der Welt. (red./APA)

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