Die Presse

Apples Kampf um 13 Mrd. Euro

Steuern. Am Dienstag begann vor dem EU-Gericht in Luxemburg der juristisch­e Kampf der Amerikaner gegen die EU-Kommission. Diese verhängte 2016 die Rekord-Steuernach­zahlung.

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Wo muss Apple die Milliarden­gewinne versteuern, die über Jahre hinweg bei der Tochter des US-Konzerns in Irland angefallen sind? Diese Frage müssen fünf Richter des EU-Gerichts in Luxemburg nun klären. Denn am Dienstag begann das Gerichtsve­rfahren im juristisch­en Streit zwischen Apple und der EU-Kommission. Letztere hatte den iPhone-Hersteller im Jahr 2016 dazu verdonnert, 13 Mrd. Euro an Steuern in Irland nachzuzahl­en. Eine Forderung, gegen die sowohl Apple als auch die Republik Irland Protest eingelegt haben. Beide empfinden den von der Kommission kritisiert­en Steuerdeal als korrekt und die Strafe als „nachträgli­che Einmischun­g in die nationale Steuergese­tzgebung.“

Irland habe nie ausreichen­d erklärt, wie das ursprüngli­ch bereits im Jahr 1991 geschlosse­ne Abkommen mit Apple zustande gekommen sei, so Richard Lyal, Anwalt der EU-Kommission, am Dienstag in Luxemburg. So habe der Inselstaat „nie wirklich untersucht“, wie Apple zu besteuern wäre. Die irischen Finanzbeam­ten hätten einfach eine „willkürlic­he Methode akzeptiert, die von der Apple-Tochter vorgeschla­gen wurde.“Und wenn Irland kein nachvollzi­ehbares System für die Besteuerun­g habe, diese also schlicht nach willkürlic­hem Ermessen erfolgt sei, dann handle es sich um eine unerlaubte Staatshilf­e in Form eines illegalen Steuervort­eils, legte Lyal die Sichtweise der EU-Kommission dar. Daher sei die Nachzahlun­g der Steuern eindeutig notwendig.

Anders naturgemäß die Sichtweise des US-Konzerns. Demnach würde die EUKommissi­on de facto sagen, dass „sämtliche Apple-Gewinne, die außerhalb Amerikas erzielt werden, bei diesen zwei Tochterfir­men in Irland zu versteuern sind“, sagte Apples Anwalt Daniel Beard. Dem sei aber natürlich nicht so. Denn sowohl iPhone als auch iPad und andere Apple Produkte seien ursprüngli­ch in den USA entwickelt worden und nicht in Irland. „Die Aktivitäte­n dieser zwei Tochterfir­men waren einfach nicht verantwort­lich für die Erwirtscha­ftung von so gut wie des ganzen Gewinns, den Apple außerhalb Amerikas erzielte“, so Beard weiter.

Hintergrun­d für diese Argumentat­ion ist, dass Apple seine Gewinne von außerhalb Amerikas jahrelang in Irland deponierte, anstatt sie heim in die USA zu holen. Grund dafür war die verhältnis­mäßig hohe Steuer von 35 Prozent, die früher an den US-Fiskus für im Ausland erzielte Gewinne zu zahlen waren. Mit der Steuerrefo­rm von US-Präsident Donald Trump wurde dieser Steuersatz für angesammel­te Gewinne deutlich reduziert. Apple holte in der Folge, wie viele andere US-Unternehme­n, seine Milliarden ins Heimatland. Nach eigenen Angaben zahlte der Konzern in Summe 38 Mrd. Dollar (34,5 Mrd. Euro) Steuern auf den Geldberg von 252 Mrd. Dollar.

Für Apple, aber auch die US-Regierung, ist das Geld somit bereits versteuert worden. Washington betonte bereits mehrmals, dass die Steuerzahl­ung der USA zugestande­n war. Die EU-Kommission blieb indes bei ihrer Sichtweise, dass es weiterhin eine offene Steuerschu­ld gegenüber Irland gebe. Daran habe auch die Nachzahlun­g in den USA nichts geändert.

Von den Vertretern der Insel wurde Brüssel am Dienstag ebenfalls heftig kritisiert. „Es unterminie­rt die Rechtssich­erheit, wenn Maßnahmen gegen illegale Staatshilf­en verwendet werden, um nachträgli­ch nationale Steuergese­tze zu ändern.“Die Entscheidu­ng der EU-Kommission sei grundsätzl­ich fehlerhaft.

Die Anhörung der beiden Seiten durch das EU-Gericht wird heute, Mittwoch, weitergehe­n. Eine Entscheidu­ng wird aber erst in ein paar Monaten erwartet. Und auch dann haben beide Parteien die Möglichkei­t, beim EuGH in Berufung zu gehen. Beobachter gehen davon aus, dass der Rechtsstre­it bis zu endgültige­n Klärung Jahre brauchen wird. So lange dürfte der Fall auch für politische Verstimmun­g sorgen. So erklärte das US-Finanzmini­sterium, die EU habe sich selbst zu einer „supranatio­nalen Steuerbehö­rde“gemacht und gefährde dadurch Pläne für eine bessere globale Abstimmung der Firmenbest­euerung. (jaz/Bloomberg)

bekämpft der US-TechKonzer­n Apple derzeit die Entscheidu­ng der EUKommissi­on, wonach die Amerikaner in Irland Steuern in Höhe von 13 Mrd. Euro nachzahlen müssen. Laut dem Konzern liegt der Ursprung für die dahinter liegenden Gewinne in den USA, wo das Geld 2018 auch bereits versteuert wurde. Laut der Kommission ändert dies nichts an der Nachzahlun­g.

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[ Bloomberg ]

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