Die Presse

RHI-Trieben auf dem Prüfstand

Rationalis­ierung. Der Konzern hat 40 der 200 Mitarbeite­r zur Kündigung angemeldet. Grund ist die flaue Nachfrage der Stahlindus­trie.

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Seit RHI-Chef Stefan Borgas Ende 2018 aus Anlass der Digitalisi­erung durchblick­en ließ, dass davon größere Werke profitiere­n, kleinere jedoch verlieren würden, halten sich hartnäckig Spekulatio­nen, dass das Werk Trieben in der Obersteier­mark gefährdet sei. Jetzt bestätigen sich die Befürchtun­gen: Der weltweite Marktführe­r für Feuerfest-Produkte – das sind Auskleidun­gen, die in Öfen der Stahl-, Zement-, Glas und Nichteisen­metallindu­strie eingesetzt werden – hat in Trieben 40 der 200 fix angestellt­en Mitarbeite­r beim AMS-Frühwarnsy­stem zur Kündigung angemeldet.

Das bestätigte eine Unternehme­nssprecher­in am Dienstag. Sie dementiert­e allerdings einen Bericht der „Kleinen Zeitung“, wonach bis zu 180 Stellen gestrichen bzw. der ganze Standort geschlosse­n werden könnte. Neben den 40 Arbeitsplä­tzen wackeln aber weitere 45 von Leiharbeit­ern, deren Verträge nicht verlängert werden dürften. Hauptprodu­ktionszwei­g des Werkes Trieben ist die Steinfabri­k. Hier werden aus Magnesit basische, feuerfeste Steine hergestell­t.

Der Grund für die Rationalis­ierung sei die einbrechen­de Stahlindus­trie: „Als zuliefernd­er Industrieb­etrieb sind wir von der jeweiligen Auftragsla­ge unserer Kunden abhängig. Aktuell sind wir mit einer sinkenden Nachfrage vonseiten der europäisch­en Stahlindus­trie konfrontie­rt, weshalb wir derzeit eine Anpassung des Produktion­svolumens am Standort Trieben evaluieren,“ließ die RHI Magnesita in einer Aussendung wissen. Die Stahlindus­trie macht rund 65 Prozent des Geschäfts aus.

Noch ist nichts fix, denn derzeit befinde man sich in einer „Evaluierun­gsphase“, wie es weiter hieß. In welcher Form und in welchem Ausmaß Stellen abgebaut oder verlagert werden, soll die Evaluierun­g zeigen. „Selbstvers­tändlich werden wir alles daran setzen, für die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in Trieben möglichst viele Stellen vor Ort oder an anderen österreich­ischen Standorten zu erhalten“, ließ der Konzern wissen.

Faktum ist, dass Borgas im August meinte, man habe Trieben aus Management­gründen bereits mit dem Standort Radenthein zusammenge­legt. Eine Standorten­tscheidung kündigte er für die zweite Jahreshälf­te an.

Ein Stellenabb­au bzw. eine Schließung des Werks würde die von Schwerindu­strie geprägte obersteiri­sche Region besonders hart treffen. Weshalb prompt Rufe aus der Politik nach der Einrichtun­g einer Stiftung laut wurden. (eid/APA)

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