Die Presse

Die Juwelen der Nachwuchsa­rbeit

Champions League. Benficas „Futebol Campus“ist eine der ertragreic­hsten Ausbildung­sstätten Europas, auch Atletico-´Star Jo˜ao Felix´ schulte dort sein Talent. Es gibt Parallelen zu RB Salzburg.

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Cristiano Ronaldo kommt zwar zurück nach Madrid, doch beim Auftakt zur Champions League dominiert nicht der Portugiese in den Reihen von Juventus Turin die Schlagzeil­en in Spaniens Metropole. Denn im Schlager des ersten Spieltages (21 Uhr, Dazn) steht sein Landsmann Joao˜ Felix,´ das 19-jährige Juwel von Atletico,´ im Blickfeld. Er kam im Sommer für eine Gesamtablö­se von 126 Millionen Euro von Benfica Lissabon und sollte den Abschied des Franzosen Antoine Griezmann vergessen machen. Der Teenager jedenfalls eroberte die Herzen der „Colchonero­s“im Sturm, und nach Griezmann kräht im Estadio Wanda Metropolit­ano kein Hahn mehr.

Felix´ schoss in den ersten vier Meistersch­aftsspiele­n ein Tor, lieferte einen Assist und holte einen Elfmeter heraus. Die Sporttages­zeitung „Marca“schrieb von der „Geburtsstu­nde eines neuen Superspiel­ers“. Auch wurden Vergleiche freilich mit Ronaldo bemüht, doch der Teenager hat schnell gelernt, sich geschickt zu positionie­ren. „Ich bin hier, um meine Geschichte zu schreiben. Diese Vergleiche sind nett gemeint, aber Cristiano ist Cristiano, und ich möchte ich sein.“Dass er Ronaldo für den besten Fußballer der Welt hält, fügte er hinzu. Zu seinem Idol fehlen ihm schließlic­h doch noch einige Erfolge.

Der Teenager aber ist bereits selbst ein Idol für so viele junge Portugiese­n, die ihr Talent in Benficas Fußballsch­ule formen. Diese Goldgrube liegt zwar etwas versteckt in Portugals Hauptstadt, ruht eher unscheinba­r am Südufer des Tejo. Doch hier reifen die besten Fußballer, fernab vom Trubel der Metropole steht hier Benficas Fundament einer vollkommen unabhängig­en Zukunft. Denn Transfers wie der von Joao˜ Felix´ garantiere­n den Fortbestan­d.

Im Vorort Seixal findet sich also der „Futebol Campus“, ein 19 Hektar großes Areal, auf dem seit 2006 Stars produziert werden. Felix,´ Ederson, Andre´ Gomes, Bernardo Silva – sie haben auf einem der neun Plätze gekickt und wurden hochpreisi­g an die reichsten Klubs Europas verkauft. „Der Campus hat eine gewaltige Bedeutung“, sagt Benfica-Trainer Bruno Lage.

Der 43-Jährige, seit Jänner im Amt, hat dort einst selbst als Jugendtrai­ner angefangen. 15 Millionen Euro hat sich Portugals Rekordmeis­ter (37 Titel) den Campus vor 13 Jahren kosten lassen. Neben neun Plätzen bieten zwei Sporthalle­n, 28 Umkleideka­binen, fünf Behandlung­sräume und diverse Unterricht­sräume alles, was der moderne Fußballer täglich braucht. 350 Mahlzeiten werden dazu pro Tag serviert, 19 Tonnen Wäsche pro Monat gewaschen. Seit 2006 hat Benfica bereits 400 U-Nationalsp­ieler hervorgebr­acht.

Die Nachwuchsa­rbeit ist jetzt auch eines der größten Markenzeic­hen des Vereins. „Die Preise macht der Markt. Irgendwann werden Summen geboten, die man nicht mehr ablehnen kann“, erklärt Pedro Marques, der Technische Direktor 2. Okt.: Liverpool – Salzburg (21/Sky) 23. Okt.: Salzburg – Napoli (21/Sky) 5. Nov.: Napoli – Salzburg (21/Dazn) 27. Nov.: Genk – Salzburg (21/Sky) 10. Dez.: Salzburg – Liverpool (18.55/Dazn)

Bayern – RS Belgrad (21/ Sky), Paris SG – Real Madrid (21/Dazn) des Campus. Die Akademie ermöglicht es Benfica jedoch mittlerwei­le, gute Spieler nicht beim erstbesten Angebot abgeben zu müssen. Man könne wirtschaft­lich mitbieten und schaffe es, „Spieler zwei oder drei Jahre länger bei uns zu behalten“, sagt Marques. Das mache den Campus zu einer der Säulen des Klubs. Wie bei RB Salzburg oder Leipzig trainieren Profis und Talente unter einem Dach. Man läuft sich täglich über den Weg, grüßt sich, motiviert sich.

Benfica ist längst dort, wo die RB-Familie mit ihrem 30 Millionen Euro teuren Trainingsz­entrum in Leipzig oder der Akademie in Liefering sein will. Es gibt Parallelen: Salzburg verkaufte zuletzt Leistungst­räger in Serie, nahm über 100 Millionen Euro ein – und steht in der Liga besser da denn je. Was noch fehlt, ist ein Jungbulle vom Kaliber wie Felix.´ Dann wäre Salzburg endgültig im „Big Business“des Fußballs angekommen. (fin)

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[ Reuters]

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