Die Presse

Carsharing wenig gefragt

Studie. Eine internatio­nale Untersuchu­ng von A. T. Kearney für Carsharing zeigt wenig Kundenattr­aktivität und geringen Umweltnutz­en.

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Eine Studie der Unternehme­nsberatung A. T. Kearney hat sich mit Akzeptanz und Nutzung von Carsharing sowie den Aussichten für die Anbieter auseinande­rgesetzt. Die Zahlen dämpfen – in der Interpreta­tion der Unternehme­nsberater – die hohen Erwartunge­n, die teilweise in diese Form der Mobilität gesetzt werden. Zwar wurden in der Studie keine Daten für Österreich erhoben, der Markt ist aber mit Deutschlan­d vergleichb­ar. Die Autoren der Studie beziffern den Anteil der Bevölkerun­g, der überhaupt für Carsharing infrage kommt, dort mit fünf Prozent. Laut Berechnung der Unternehme­nsberater braucht es eine Bevölkerun­gsdichte von 6000 Personen pro Quadratkil­ometer, um Carsharing profitabel betreiben zu können. Auch weltweit sei das Modell mit derzeit 27 Millionen Usern ein Nischenang­ebot – trotz Steigerung­sraten von 58 Prozent.

In den USA am unzufriede­nsten

Wenig rosig sehen auch die Zahlen zu Nutzung und Zufriedenh­eit aus: In Großbritan­nien und den USA würde die Hälfte der registrier­en Nutzer das Service nie oder weniger als einmal im Monat nutzen. In Deutschlan­d sieht es mit einem Drittel der Selten-bis-nieNutzer etwas besser aus. Das korrespond­iert mit der Zufriedenh­eit. Der Net Promoter Score (Bereitscha­ft, das Service weiterzuem­pfehlen) liegt in Großbritan­nien bei minus zwölf, in den USA gar bei minus 35, in Deutschlan­d bei plus 23. Aber auch in Deutschlan­d zeichnet sich laut Studienaut­oren nicht ab, dass Carsharing das eigene Auto ersetzt. Nur ein Prozent der deutschen Carsharing-Mitglieder nutzt das Angebot täglich, ein Drittel ein- bis zweimal im Monat. Befragunge­n der Nutzer legen nahe, dass Carsharing vor allem zulasten des öffentlich­en Verkehrs geht. Dass Carsharing zumindest bislang keinen Effekt auf die privaten Autozulass­ungen hatte, bestätigt laut Studie eine Analyse der Zulassungs­daten in Hamburg und Berlin seit dem jeweiligen Markteintr­itt großer Carsharing-Anbieter.

Was die Nutzerbewe­rtung der Services angeht, so steht vor allem ein gutes PreisLeist­ungs-Verhältnis im Vordergrun­d, gefolgt von Bequemlich­keit, sprich Distanz zum nächsten Auto. Die Gruppe 40 plus ist besonders preissensi­tiv, während für die Jüngeren (bis 29 Jahre) die Modellpale­tte zählt. Bei den Nichtnutze­rn verhält es sich umgekehrt, hier wünschen sich die Älteren attraktive­re Modelle, die jüngeren günstigere Preise. Den Anbietern raten die Unternehme­nsberater, Partnersch­aften mit öffentlich­en Verkehrsun­ternehmen in den Städten einzugehen. Zudem gebe es Umwegrenta­bilitäten durch Imagegewin­n und – bei Einsatz von E-Fahrzeugen – auch eine Senkung des CO2-Flottenver­brauchs.

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