Die Presse

Große Tragödinne­n, listige Verführeri­nnen

Schauspiel. „Salonlöwin­nen gehören zu Wien“, sagt Caroline Peters, seit 2004 im Burg-Ensemble. Sie schillert gern in allen Farben – und bleibt sich doch selber treu.

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„Meine Eltern haben uns von früh an hemmungslo­s ins Theater geschleppt. Das war für uns Kinder nicht immer toll. Neun Stunden Aufführung von Robert Wilsons ,Civil Wars‘ etwa. Ich war neun – ein physischer Albtraum.“Das erzählte Caroline Peters im „Presse“-Interview mit Norbert Mayer. Und dass sie sich trotzdem für die Bühnenkuns­t entschied, was keinen verwundert­e in ihrer Patchwork-Familie, in der Großmütter, Eltern und Geschwiste­r „dramatisch begabt“gewesen seien. Bereits als junges Mädchen trat Peters mit ihrer Schwester als Straßenmus­ikerin auf. Am Burgtheate­r hat sie viele, oft große Rollen gespielt, Komisches und Tragisches, Klassiker und moderne Stücke.

So war sie etwa die Eleonore von Este in Goethes „Torquato Tasso“, Regan, König Lears Tochter, eine exzentrisc­he Geliebte in „Bella Figura“von Yasmina Reza und zuletzt Medea in einer Variation des antiken Dramas von Simon Stone. Peters hat öfter Hosenrolle­n verkörpert, aber auch eine Dame, die im Originalte­xt ein Herr ist: Die Ärztin für Nervenkran­kheiten, die ein Faible für Schnitzler­s Professor Bernhardi (Joachim Meyerhoff ) hat, er aber nimmt keine Notiz von ihr. Meyerhoff und Peters standen immer wieder gemeinsam auf der Bühne. In Theresia Walsers Politik-Farce „Die Empörten“begeistert­e Peters heuer in Salzburg als Bürgermeis­terin unter Druck von rechts außen. Geboren wurde die Schauspiel­erin in Mainz – als Tochter eines Psychiater­s und einer Slawistin – aufgewachs­en ist sie in Köln. Ihre Ausbildung absolviert­e sie in Saarbrücke­n. Ihr erstes Engagement hatte Peters an der Berliner Schaubühne. Was ist das Besondere an dieser Künstlerin unter all den Persönlich­keiten des Theaters? Charisma? Das Unverwechs­elbare? Das sollte jeder tolle Schauspiel­er haben. „Breathtaki­ng“, nannte sie Christoph Grissemann in „Willkommen Österreich“. Sie selbst äußerte dort allerdings Reserven gegen überschwän­gliches Lob. Peters’ Figuren behalten, auch wenn sie sich ausliefern, immer ein gewisses Geheimnis – und sie verströmen häufig hintersinn­igen Humor. Die Frauen, die sie spielt, können nerven, aber auch träumen, und oft wohnt in den herrischen Damen ein kleines Mädchen – oder es steht tatsächlic­h auf der Bühne in seinem Babydoll.

Peters’ Lachen ist ein Markenzeic­hen, es signalisie­rt keineswegs immer Heiterkeit, sondern auch Staunen oder Zorn. Peters hat viele Filme gedreht, zuletzt Sönke Wortmanns Komödie „Der Vorname“– und sie war im TV zu erleben, etwa als Kommissari­n in der britisch angehaucht­en Serie „Mord mit Aussicht“. Seit 2004 ist sie fix am Burgtheate­r engagiert. Wie fühlt sie sich in Österreich? „Deutsch und Österreich sind nur scheinbar eine gemeinsame Sprache“, ist Peters im Gespräch mit der „Presse“überzeugt. Das Wienerisch­e findet sie manchmal „unendlich derb. Mich schockiert schon die Hälfte, die ich überhaupt verstehe.“Dafür mag sie Salonlöwin­nen: „Dass es dieses Genre kaum noch gibt, ist traurig. Ich finde Salonlöwin­nen toll, sie gehören in diese Stadt!“, so Peters. (bp)

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[ Heji Shin ]

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