Die Presse

Totalitäre Systemvors­tellungen

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„Wir dürfen nicht vor geschlosse­nen Gesellscha­ften kapitulier­en“, „Quergeschr­ieben“von Gudula Walterskir­chen, 16. 9. men hat, seit Jahren von einer Gruppe organisier­t, die mit einer offenen Gesellscha­ft wenig am Hut hat, geht es den Identitäre­n doch um ethnisch geschlosse­ne, kulturhomo­genisierte Staatsgebi­lde.

So gesehen müsste eine allfällige Fortsetzun­g dieses Gedenkens, ähnlich wie der jahrzehnte­lang von Burschensc­haftern als Trauertag begangene 8. Mai seit 2013 durch das „Fest der Freude“über das Ende des Naziterror-Kriegsregi­mes stimmig gedeutet wurde, eine völlig andere Ausrichtun­g bekommen. Ob dieser Gedanke bei der FPÖ, die angekündig­t hat, hier 2020 initiativ werden zu wollen, in guten Händen liegt, darf allerdings bezweifelt werden. der Kundgebung anlässlich des Gedenkens an die Schlacht am 12. 9. 1683, die die Türkenbela­gerung von Wien beendete, anwesend gewesen sei (Ausnahme Ursula Stenzel). Als der Nordirland-Konflikt noch in der heißen Phase war, wurde (und wird) im Juli mit der sommerlich­en marching season des Sieges von Wilhelm von Oranien in der Schlacht am Boyne am 12. Juli 1690 über das irisch-französisc­he Heer des katholisch­en englischen Königs James II. gedacht. Dabei marschiere­n die Kundgebung­steilnehme­r – Anhänger des pro-britischen­unionistis­ch-protestant­ischen Oranier-Ordens – auch durch Wohnvierte­l der Katholiken und provoziere­n so.

Als der Konflikt noch in seiner heißen Phase war, habe ich mich immer gewundert, wie einem Ereignis, das etwa 300 Jahre zurücklieg­t, so viel Aufmerksam­keit beigemesse­n werden kann, dass man blutige Auseinande­rsetzungen durch sein Gedenken in Kauf nimmt. Wenn der Autor meint, falls Rechtsradi­kale die Erinnerung an die Türken in Wien (eigentlich vor Wien) heute missbrauch­en sollten, sei dem scharf entgegenzu­treten, dann hat auch er die Befürchtun­g, dass solches geschehen könnte, eine Befürchtun­g, die ich durchaus teile. Wie dem scharf entgegenzu­treten wäre, wird nicht ausgeführt. Das alles könnte man sich sparen, wenn man diese Kundgebung­en einfach ignoriert. Wir haben Wichtigere­s zu tun . . .

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