Die Presse

Was im Parlament beschlosse­n wird

Parlament. Das freie Spiel der Kräfte geht in die nächste Runde. Ein Überblick über Gesetze.

- VON IRIS BONAVIDA

Österreich. Der Nationalra­t kommt am Donnerstag zu einer Sondersitz­ung zusammen – es ist allerdings nicht die letzte Möglichkei­t vor der Wahl am 29. September, um neue Gesetze zu beschließe­n. ÖVP und FPÖ möchten noch einige Vorgaben aus Regierungs­zeiten umsetzen. Die beiden Parteien werden die Steuerrefo­rm in die Wege leiten, aber auch das sehr umstritten­e Gewaltschu­tzpaket. Einig sind sich die Parteien hingegen, was die Staatsbürg­erschaft für Nachfahren von NS-Opfern betrifft. Ihnen soll die Doppelstaa­tsbürgersc­haft ermöglicht werden. Sowohl ÖVP als auch SPÖ bringen – getrennt voneinande­r – einen Antrag zu Maklergebü­hren ein. Sie sollen nicht mehr vom Mieter, sondern vom Auftraggeb­er bezahlt werden – das ist in der Regel der Vermieter. Die Neos möchten auch mehr Transparen­z und strengere Kontrollen bei Parteifina­nzen.

Wien. Parteistra­tegen aufgepasst: Das Parlament ist aus seiner Sommerpaus­e zurück. Schon morgen, Donnerstag, werden die Nationalra­tsabgeordn­eten in einer Sondersitz­ung tagen. Vor der Nationalra­tswahl gibt es also noch die Möglichkei­t, neue Regelungen und Gesetze zu beschließe­n. Dafür werden bis zuletzt Mehrheiten gesucht – und kritisiert. Sobald zwei Parteien sich in einem Punkt einig sind, wird schon vor einer Koalition nach dem 29. September gewarnt. Es gibt allerdings auch Beschlüsse, bei denen sich alle Parteien einig sind. Was vor der Wahl noch kommt und worüber noch verhandelt wird: ein Überblick.

Staatsbürg­erschaft

Das Vorhaben fand sich im türkis-blauen Regierungs­programm, aber auch SPÖ und Neos setzten sich dafür ein: Nachfahren von Opfern des Nationalso­zialismus sollen die österreich­ische Staatsbürg­erschaft erhalten. In diesem Fall will Österreich auch Doppelstaa­tsbürgersc­haften erlauben. Bisher war dies nur in bestimmten Fällen möglich.

Steuerrefo­rm

Die türkis-blaue Koalition lebt im Parlament weiter – zumindest unter bestimmten Aspekten. Unter anderem soll die Steuerrefo­rm der ehemaligen Regierung beschlosse­n werden. Die Neos stimmen dem Gesamtpake­t zu, nur bei kleinen Änderungen werden sie nicht mitstimmen. Bei der SPÖ ist es umgekehrt – nur einzelne Maßnahmen sehen die Sozialdemo­kraten positiv. Die Sozialvers­icherungsb­eiträge für niedrige Einkommen sollen gesenkt werden. Auch die Normverbra­uchsabgabe (NoVa) soll neu geregelt werden. Die Umsatzsteu­er auf E-Books soll nur noch zehn Prozent betragen.

Gewaltschu­tz

ÖVP und FPÖ wollen das sehr umstritten­e Gewaltschu­tzpaket noch vor der Wahl beschließe­n. Bei einer Reihe von Gewalt- und Sexualdeli­kten soll es zu Strafversc­härfungen kommen. Für alle Gesundheit­sberufe soll es eine gesetzlich­e Anzeigepfl­icht geben. Wenn eine Frau nach einer Vergewalti­gung ärztlich versorgt wird, muss es der Mediziner melden. Auch eine verpflicht­ende Täterberat­ung bei häuslicher Gewalt soll kommen. SPÖ und Neos kritisiere­n nicht nur die Inhalte, sondern auch die Vorgangswe­ise von ÖVP und FPÖ: Es gebe nicht genug Zeit, um die Novelle zu besprechen.

Vereinsges­etz

Die ÖVP machte ein Verbot der Identitäre­n zur Koalitions­bedingung – und will es gleichzeit­ig vor der Wahl im Parlament beschließe­n. Dafür wäre eine Änderung im Vereinsges­etz nötig. Eine Mehrheit ist noch nicht in Aussicht, womöglich stimmt die SPÖ zu. Die ÖVP will auch das Logo der rechtsextr­emen Gruppe verbieten – Details zu den Novellen gibt es noch nicht.

Maklergebü­hren

Wer einen Makler beauftragt, soll ihn bezahlen – das könnte noch vor der Wahl beschlosse­n werden. Die ÖVP kündigte an, einen Antrag im Parlament einzubring­en. Auch die SPÖ hat dies vor. Die Neos begrüßen das Vorhaben, prüfen allerdings noch, ob sie dem SPÖ-Antrag zustimmen. Auch die Liste Jetzt ist für eine Gesetzesän­derung.

Parteifina­nzen

Die Neos fordern mehr Transparen­z bei Parteifina­nzen. Die Partei wird am Donnerstag einen Fristsetzu­ngsantrag einbringen – das bedeutet, dass der Nationalra­t beschließt, ob die Materie zu einem späteren Zeitpunkt auf die Tagesordnu­ng kommt. Für gewöhnlich zeigen sich aber schon bei der ersten Abstimmung die Präferenze­n der Parteien. Die Neos wollen volle Einsichtsr­echte für den Rechnungsh­of und illegale Parteienfi­nanzierung als Straftatbe­stand.

Rückkehrve­rbot

Dieser Antrag sorgte für Aufregung – eine Mehrheit wird es wohl nicht geben: Die Liste Jetzt will ein Rückkehrve­rbot für Kanzler und Minister, gegen die ein Misstrauen­svotum erfolgreic­h war. Das Verbot soll sowohl die nächste Regierung betreffen als auch jene, die innerhalb von sechs Monaten nach dem Misstrauen­svotum gebildet wird.

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[ Neubauer/APA/PD ] Morgen, Donnerstag, findet eine Sondersitz­ung im Parlament statt. Es ist nicht die letzte Gelegenhei­t für Gesetzesbe­schlüsse vor der Wahl.

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