Die Presse

Pilz’ Liste zwischen Abgesang und Zukunftspl­änen

„Presse“-Chat. Liste-Jetzt-Spitzenkan­didat Peter Pilz sprach über grüne Angebote und Schmutzküb­el mit türkis-blauem Inhalt.

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Wien. Am 29. September ist der Tag der großen Entscheidu­ng. Für Peter Pilz zumindest. Der Spitzenkan­didat der Liste Jetzt sieht für den Tag nämlich nicht die Frage offen, welche Partei wie viele Stimmen bekommen, wer mit wem regieren wird: „ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos und Grüne sind sicher drin. Sie werden auch miteinande­r über die nächste (Sebastian-, Anm.) KurzRegier­ung verhandeln.“Sondern: „Am 29. September wird nur noch eines entschiede­n“, und zwar, ob Pilz’ Liste es überhaupt in den Nationalra­t schafft.

Pilz war gestern zu Gast im „Presse“-Chat und stellte sich dort den Leserfrage­n – die sich gutteils um ein mögliches Aus der langjährig­en Politkarri­ere des Aufdeckers drehten. Dass es für ihn und seine Liste knapp wird, stellte Pilz dabei gar nicht in Abrede. Vielmehr versuchte er sich als einziger politische­r Garant „unbestechl­icher Kontrolle“zu positionie­ren – und betonte mehrmals die Unterschie­de zwischen der Liste Jetzt und seiner ehemaligen Partei, den Grünen. Diese würden nämlich in der jeweiligen Haltung zum „islamische­n Extremismu­s, zum Kopftuchzw­ang für junge Frauen“und in der „Weigerung, salafistis­che Hasspredig­er abzuschieb­en“, liegen. Pilz, der grüne Rechtsauße­n, sozusagen. Eine Zusammenar­beit mit ÖVP oder FPÖ schloss Pilz jedoch aus: Man wolle „Gegenpol“, nicht „Beiwagerl“sein, gerade nach dem Ibiza-Skandal. „In diesem Wahlkampf gibt es viele Schmutzküb­el“, argumentie­rte Pilz, „aber schauen Sie einmal genau hin: Der Schmutz darin ist fast ausschließ­lich blau und türkis.“

„Bierzeltta­ugliches“Medium

Die Frage, wie es für Pilz nach einem Ende im Parlament weitergehe­n könnte, stand ebenfalls im Raum. Eine etwaige Zusammenar­beit mit der SPÖ lehnte Pilz kategorisc­h ab („Um Gottes Willen“). Grünen-Chef Werner Kogler habe ihm zwar ein Angebot für einen Wiedereins­tieg in seine alte Partei machen wollen, aber: „Ich glaube, viele in seiner Partei wollen keinen neuen Kurs.“

Vielmehr strich Pilz „mein neues Medium“hervor: die Internetpl­attform Zackzack.at. Sie werde künftig einen Schwerpunk­t seiner Arbeit darstellen: Das Portal der Liste Jetzt sei sowohl „gemeindeba­utauglich“als auch „bierzeltta­uglich“, ein Gegenpol zur Rechts-außen-Webseite Unzensurie­rt.at.

Immerhin: Den Erfolg der FPÖ macht Pilz an „Propaganda im Internet“fest, „die immer wirkungsvo­ller wird“. „Und weil es für diese Menschen, die es im Leben meist nicht leicht haben, keine attraktive Alternativ­e gibt. Kein Mensch kommt in Österreich als Rechtsextr­emist auf die Welt.“

Wunsch nach Ibiza-Ausschuss

Pläne für die kommende Legislatur­periode hat Pilz dennoch – trotz der eher düsteren Wahlprogno­sen (in jüngsten Umfragen schaffte die Liste Jetzt nirgends die Vier-Prozent-Hürde zum Wiedereinz­ug in den Nationalra­t). Er würde in der konstituie­renden Sitzung des neu gewählten Nationalra­ts einen Untersuchu­ngsausschu­ss zur IbizaAffär­e beantragen – und darin alles thematisie­ren, was zuletzt Schlagwort in der österreich­ischen Innenpolit­ik war: „Die dubiosen Millionens­pender, die geschredde­rten Festplatte­n, die geheime Buchhaltun­g der ÖVP“– „und natürlich alles rund um Novomatic, Horten, Glock und Co.“. (epos)

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[ Die Presse/Hellin Jankowski ] Peter Pilz im „Presse“-Chat: „Kein Mensch kommt in Österreich als Rechtsextr­emist auf die Welt.“

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