Wie soll der Kindergarten künftig aussehen?
Serie „Zur Sache“. Der Grundstein für gute Bildung wird im Kindergarten gelegt. So hört man das seit Jahren in Sonntagsreden. Politisch passierte bisher nicht allzu viel. Wie wollen die Parteien in Zukunft für mehr Betreuung und Bildung im Kindergarten sorgen?
Neos. Die Pinken, die sich an die Fahnen heften, Bildung über alles zu stellen, haben ein eigenes Papier zum „klugen Kindergarten“vorgelegt. In diesem sollen Pädagogen mit akademischer Ausbildung arbeiten. Konkret soll mindestens die Hälfte des Personals akademisch ausgebildet sein. Damit der Job an Attraktivität gewinnt, müssen sich aber auch Arbeitsbedingungen und Bezahlung verbessern. Eine Service- und Supportstelle soll für mehr Unterstützung und Wissensaustausch zwischen den oft kleinen Kindergärten sorgen. All das werde, versprechen die Neos, die Qualität im Kindergarten erhöhen. Sie wollen bereits ab dem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz gewähren. Es brauche auch bessere Betreuungsschlüssel. In Krabbelstuben (null bis zwei Jahre) sollen höchstens sechs Kinder in einer Gruppe sein. In Kinderkrippen (zwei bis drei Jahre) liegt die Höchstzahl bei zwölf. Wobei es pro Betreuer maximal fünf Kinder sein sollten. In Kindergärten ist eine Gruppe ab 20 Kindern voll. Auf eine Pädagogin dürfen höchstens acht Kinder kommen. Ein Anliegen ist den Neos auch die Entflechtung der Kompetenzen. Sie wünschen sich klare Verantwortungen und absolute Kostentransparenz.
SPÖ. Die SPÖ räumt dem Kindergarten in ihrem 164-seitigen Wahlprogramm keinen allzu großen Platz ein. Sie fordert aber ebenso einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen und kostenlosen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr. Die Partei wünscht sich zudem eine Ausbauoffensive. Es soll mehr ganztägig geöffnete Einrichtungen und weniger Schließtage geben. Derzeit ist das Angebot vor allem auf dem Land teilweise noch sehr mangelhaft. Die SPÖ wünscht sich zudem in den Ferien ein verlässliches Betreuungsangebot. Seit Jahren kämpft die Partei auch für die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres. Es soll für alle Kinder Pflicht sein und müsse somit auch gratis zur Verfügung stehen.
Die Grünen. Der größte Lerneffekt im Kindergarten entstehe, wie die Grünen sagen, nach einem mehrjährigen Besuch. Das erhöhe auch die Chancengerechtigkeit. Deshalb setzt sich die Partei für einen raschen Ausbau der Betreuungseinrichtungen und für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr ein. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz soll aber schon ab dem ersten Geburtstag bestehen. Nicht nur in diesem Punkt stellen die Grünen mit Blick auf die Kinderbetreuung ähnliche Forderung wie die Neos auf. Denn auch sie wünschen sich eine universitäre Ausbildung der Kindergartenpädagogen. Das derzeit bestehende freiwillige Bachelorstudium ist der Partei allerdings zu wenig. Es brauche eine universitäre Ausbildung als Voraussetzung für alle Kindergartenpädagogen. Der Beruf müsse gesellschaftlich aufgewertet werden. Dafür sollen auch bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Entlohnung sorgen. Die Grünen würden außerdem gern mehr Männer in dem derzeit stark weiblich geprägten Berufsfeld sehen.
FPÖ. Die Wünsche der FPÖ wurden mit der Einführung des Kopftuchverbotes und der Sprachstandsfeststellung schon zum Teil erfüllt. Nun plädiert die Partei für die Schließung der Islamkindergärten.
Außerdem brauche es bundesweit einheitliche Standards im Kindergarten. Das betrifft auch die Größe der Kindergartengruppen. Auch die Freiheitlichen plädieren für eine tertiäre Ausbildung. Allerdings soll diese nur für Leiterinnen und Leiter von Kindergärten Pflicht sein.
ÖVP. Noch vor einem Jahr, als die ÖVP die Familienministerin stellte, sollte den Ländern für den Ausbau der Kinderbetreuung weniger Geld als bisher zur Verfügung gestellt werden. Im Wahlkampf klingt das anders. Die Partei verspricht, mehr
Geld aus dem Bundesbudget für die Betreuung von Kindern unter sechs Jahren einzusetzen. So sollen die Öffnungszeiten der Kindergärten ausgeweitet werden. Besonders sollen Regionen, in denen noch Aufholbedarf besteht, gefördert werden. In Wien soll das Betreuungsverhältnis verbessert werden. Mehr Angebot muss laut ÖVP in den Ferien geschaffen werden. Diese Maßnahmen hat die Volkspartei im laufenden Wahlkampf bereits präsentiert. Andere Standpunkte kennt man aus der Vergangenheit. Die ÖVP steht dem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr eher skeptisch gegenüber. Ein zweites Jahr sollen nur jene machen müssen, die es brauchen.
Liste Jetzt. Im Programm der Partei befinden sich einige Klassiker: Die Liste Jetzt wünscht sich etwa einen nationalen Aktionsplan für die Elementarpädagogik, bundesweit einheitliche Qualitätsstandards und einen besseren Betreuungsschlüssel. Es soll also kleinere Gruppen und mehr Pädagogen in diesen geben. Es gibt aber auch einige weniger konventionelle Forderungen der Partei. So wünscht sich die Liste Jetzt eine Männerquote für Kindergartenpädagogen. Immerhin würden viele Kinder vaterlos aufwachsen. Jeder Kindergarten müsse, so die Partei, einen Garten, eine Werkbank und eine Kinderbücherei haben. Besonderes Augenmerk legt die Partei auf Privatkindergärten bzw. Kindergruppen. Darunter sind nämlich oft religiös geprägte Institutionen. Hier brauche es mehr Transparenz und Kontrolle. Arbeits- und Hauptsprache müsse in allen Kindergärten Deutsch sein. Dennoch spricht sich die Partei für mehr zweisprachiges Personal aus. So soll (auch die muttersprachliche) Sprachförderung der Kinder intensiviert werden. Generell brauche es besser ausgebildetes Personal.