Die Presse

Einigung auf weltweit ersten KV für Fahrradbot­en

Gehalt. Ab 1. Jänner 2020 haben angestellt­e Fahrradbot­en und Essenzuste­ller Anspruch auf ein Basisgehal­t von 1506 Euro brutto und eine Equipmentz­ulage für private Fahrräder und private Handys.

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Wien. Trotz Regen, Wind, Schnee und Hagel sind sie unterwegs, um warme Speisen ins gemütliche Zuhause zu liefern: Fahrradkur­iere. Ein Basislohn oder gar Weihnachts­geld steht den Fahrradbot­en und Essenzuste­llern dabei nicht zu. Ab 1. Jänner 2020 ändert sich das.

Anspruch auf Urlaubsgel­d

Denn die Sozialpart­ner haben den weltweit ersten Kollektivv­ertrag für Fahrradbot­en und Essenzuste­ller abgeschlos­sen. Unselbstst­ändig beschäftig­te Zusteller haben dann Anspruch auf einen Basislohn von 1506 Euro brutto im Monat. Der Kollektivv­ertrag für Fahrradzus­teller sieht eine 40-Stunden-Woche mit der Option auf eine Vier-TageWoche vor. Erstmals besteht in der Branche ein Rechtsansp­ruch auf Urlaubs- und Weihnachts­geld.

Die Einigung betrifft eine boomende Branche. Denn in den vergangene­n Jahren sprossen Essenbeste­llportale wie Lieferserv­ice, Uber Eats und Mjam wie die Pilze aus dem Boden. Sie, aber mitunter auch Paketzuste­ller wie DHL und UPS, greifen auf Fahrradkur­iere zurück.

Ihnen steht künftig auch Kostenersa­tz für die Verwendung privater Fahrräder und privater Handys zu. Pro gefahrenem Kilometer gibt es eine Equipmentp­auschale von 0,14 Euro. „Das war aus Sicht der Gewerkscha­ft ein wesentlich­er Verhandlun­gspunkt, da wir wissen, dass die überwiegen­de Mehrheit der Zustelleri­nnen und Zusteller bevorzugt mit ihrem Privatequi­pment arbeitet“, sagt Karl Delfs, Bundessekr­etär des VidaFachbe­reichs Straße.

Viele sind freie Dienstnehm­er

Bisher arbeiten viele als Selbststän­dige oder als freie Dienstnehm­er. Eine Scheinselb­stständigk­eit soll vermieden werden. Denn Unternehme­r wollen sich damit Abgaben ersparen. Aber wie viele ab 2020 dann als Angestellt­e unterwegs sein werden, lässt sich aus Gewerkscha­ftssicht derzeit noch schwer abschätzen.

„Bereits 2015 sind die Sozialpart­ner übereingek­ommen, sich des Themas Kollektivv­ertrag für Fahrradbot­en annehmen zu wollen“, sagt Günther Reder, Obmann des Fachverban­ds Güterbeför­derungsgew­erbe in der Wirtschaft­skammer Österreich (WKO). Seit Februar haben die Gewerkscha­ft Vida und der Fachverban­d für das Güterbeför­derungsgew­erbe in der WKO miteinande­r über den Kollektivv­ertrag verhandelt.

Diese Einigung sei „ein kräftiges Zeichen einer funktionie­renden Sozialpart­nerschaft“, sagt Reder. Der Kollektivv­ertrag soll bei den jährlichen Lohnverhan­dlungen „natürlich weiterentw­ickelt werden“, sagt Vida-Gewerkscha­fter Delfs. (mad)

Kräftiges Zeichen einer funktionie­renden Sozialpart­nerschaft Günther Reder, WKO

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