Die Presse

169 Millionen Euro für den Grenzschut­z

Heer. Seit vier Jahren sind Soldaten (inklusive Grundwehrd­iener) im Assistenze­insatz. Die Neos kritisiere­n die Kosten.

- VON IRIS BONAVIDA

Wien. Im September 2015 traf die damalige rot-schwarze Bundesregi­erung einen Entschluss: Die Polizei konnte mit der Anzahl an Menschen, die täglich die österreich­ische Grenze passierten, nicht mehr allein umgehen. Also sollte sie Hilfe vom Bundesheer bekommen: Bis zu 2200 Soldaten, entschied der Ministerra­t, könnten die Exekutive nun bei Grenzkontr­ollen und anderen Aufgaben unterstütz­en.

Und sie tun es noch immer. Auch wenn sich nicht mehr jeder daran erinnern kann – seit mittlerwei­le vier Jahren stehen Uniformier­te des Bundesheer­es im grenznahen Gebiet. Durchschni­ttlich sind es rund 860 Soldaten. Im Juli waren es 425 Personen im Burgenland, 128 in Kärnten, 184 in der Steiermark und 117 in Tirol. Sie sind entweder Berufssold­aten oder Teil der Miliz – sie sind also nur im Nebenjob beim Heer und haben einen Zivilberuf. Aber auch Grundwehrd­iener sind im Grenzeinsa­tz: Im Juli waren es 283 Wehrpflich­tige.

Der Assistenze­insatz hat seinen Preis: 169 Millionen Euro wurden dafür seit 2015 budgetiert. Die meisten Kosten fielen im Jahr 2016 an, damals wurden rund 51 Millionen Euro für die Hilfe vom Bundesheer ausgegeben. In diesem Jahr waren es bisher rund 19 Millionen Euro. Der Großteil davon sind Personalko­sten, denn die Soldaten im Einsatz erhalten besondere Zulagen für ihren Dienst.

Die Zahlen gehen aus einer parlamenta­rischen Anfrage hervor, die die Neos an das Verteidigu­ngsministe­rium stellten. Douglas Hoyos, Verteidigu­ngsspreche­r der Partei, kritisiert die Ausgaben in diesem Bereich: „In Anbetracht der katastroph­alen finanziell­en Lage des Bundesheer­es ist es blanker Hohn, dass Rot-Schwarz und Schwarz-Blau am Assistenze­insatz festgehalt­en haben, auch nachdem die Aufgriffsz­ahlen so massiv zurückgega­ngen sind“, sagt er. „Hier wurde reine Showpoliti­k gemacht, um Unsicherhe­it an der Grenze zu suggeriere­n.“

250 Aufgriffe in diesem Jahr

Das Verteidigu­ngsministe­rium zählt in der Anfragenbe­antwortung auch auf, wie viele Menschen nach einem illegalen Grenzüberg­ang vom Bundesheer (von der Polizei nicht miteinbere­chnet) aufgegriff­en wurden: 2019 waren es bisher 250 Menschen. Die meisten davon, 135 Personen, im Burgenland. Die wenigsten, nämlich nur sieben Menschen, in der Steiermark.

Die Assistenze­insätze sind im Übrigen nicht als langfristi­ge Einrichtun­g gedacht, sondern sollen eigentlich in Notfällen eingesetzt werden. Zumindest in der Theorie. Praktisch gibt es in Österreich eine andere Tradition: Ab 1991 war das Heer 21 Jahre lang im Burgenland für die Grenzsiche­rung im Einsatz. Zunächst sollte die Truppe illegale Grenzübert­ritte verhindern. Ab der Schengen-Erweiterun­g durften Soldaten nur noch Meldungen an die Polizei erteilen.

 ?? [ APA ] ?? 21 Jahre lang war das Heer ab 1991 im Grenzeinsa­tz. Seit 2015 sind wieder Soldaten im Assistenzd­ienst.
[ APA ] 21 Jahre lang war das Heer ab 1991 im Grenzeinsa­tz. Seit 2015 sind wieder Soldaten im Assistenzd­ienst.

Newspapers in German

Newspapers from Austria