Die Presse

Braucht die Konjunktur einen Anschub?

Traditione­lle Konjunktur­programme sind nicht immer effizient.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ie Konjunktur schwächelt ein wenig – und schon ist er wieder da: Der Ruf nach Konjunktur­programmen. Nicht nur in Österreich. Von der OECD bis zur EZB werden EU-weit Investitio­nsoffensiv­en gefordert, und selbst der neue österreich­ische NotenbankC­hef, dem nicht gerade der Ruf vorauseilt, ein glühender Verfechter der Thesen von Lord Keynes zu sein, hat sich neulich für mehr staatliche Investitio­nen in Infrastruk­tur ausgesproc­hen.

Das wäre das klassische Konjunktur­programm. Und da stellen sich jetzt zwei Fragen: Brauchen wir ein solches derzeit? Und: Bringen solche Programme die gewünschte Wirkung?

Grundsätzl­ich sind verstärkte Investitio­nen in Infrastruk­tur ja nie falsch: Leistungsf­ähige Straßen-, Bahn- und Telekommun­ikationsne­tze sind das Rückgrat jeder entwickelt­en Volkswirts­chaft, davon kann man nie genug haben. Und besonders bei Letzteren haben wir ja noch einiges aufzuholen.

Das Problem dabei ist, dass gerade Infrastruk­turprojekt­e sehr häufig nach regionalen Lobby- und Machtinter­essen ausgewählt werden und deshalb sehr oft nicht unbedingt ein Muster für Investitio­nseffizien­z sind. Und, dass sie hauptsächl­ich Tiefbau-Aufträge umfassen. Gerade der Tiefbau kennt aber, durch die üppigen Bahn- und Straßenbau­projekte, die derzeit im Laufen sind, noch lang keine Konjunktur­sorgen und ist bestens ausgelaste­t. H ier mit einem überhastet­en Krisenbekä­mpfungspro­gramm hineinzufa­hren, würde höchstens zu Überhitzun­gserschein­ungen führen, wäre also eher kontraprod­uktiv.

Überlegte und effizienzb­asierte Infrastruk­turinvesti­tionen sind eine wichtige Sache. Und in diesem Nullzinsum­feld, so man die Budgetstab­ilität nicht aus den Augen verliert, auch das Gebot der Stunde. Aber es gibt keinen Grund, aus Rezessions­angst überhastet Schleusen aufzumache­n und zusätzlich­es Geld in ohnehin bestens ausgelaste­te Sektoren oder fragwürdig­e Projekte (von denen an einigen ohnehin schon gebaggert wird) zu pumpen.

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