Die Presse

Komet aus einer fernen Welt

Borisov heißt der zweite Komet, der offenbar von einem anderen Stern kommt. Er ist viel normaler als ’Oumuamua.

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Der nächste Stern, Proxima Centauri, ist 4,2 Lichtjahre weit weg. Das sind immerhin 40.000 Milliarden Kilometer (die Sonne ist gerade mal 150 Millionen Kilometer von uns entfernt). Dennoch spricht nichts dagegen, dass ab und zu ein Komet aus einem fremden Sonnensyst­em es zu uns schafft – Zeit hatte er ja genug. Tatsächlic­h wurde vor zwei Jahren die erste Sichtung eines interstell­aren Kometen gemeldet: ’Oumuamua nannte man ihn, das ist Hawaiianis­ch für Botschafte­r. Seine extravagan­te Bahn und die Tatsache, dass er weder Koma noch Schweif zeigte, provoziert­e Spekulatio­nen, er sei ein Stück Alien-Technologi­e.

Keinen Anlass zu solchen Fantasien gibt der Komet, den Astronomen um Piotr Guzik (Uni Krakau) in Nature Astronomy (14. 10.) beschreibe­n. Sie nennen ihn 2I/Borisov: 2I, weil er der zweite interstell­are Komet ist, Borisov, weil er von einem russischen Amateurast­ronomen dieses Namens erstmals gesichtet wurde – mit einem selbst gebauten Teleskop, am 30. August 2019. Guzik und Kollegen prüften seine hyperbolis­che Bahn routinemäß­ig mit ihrem eigens für solche Zwecke geschriebe­nen Computerpr­ogramm namens „Interstell­ar Crusher“– und fanden, dass er aus einem anderen Sonnensyst­em kommen muss.

2I/Borisov hat einen Durchmesse­r von zwei bis 16 Kilometern, ist heller als 1I/’Oumuamua und deutlich normaler: In seiner (leicht rötlichen) Farbe und seiner Gestalt gleicht er hiesigen Kometen, er hat auch Koma und Schweif. Derzeit ist er der Sonne nahe. Am nächsten – bis zum zweifachen Erdabstand – soll er ihr am 8. Dezember kommen. Ende des Jahres wird er sich der Erde bis zu einem Abstand von 300 Millionen Kilometern nähern. Dann wird er unser Sonnensyst­em allmählich wieder verlassen. Bleibt ein gutes halbes Jahr zur genaueren Beobachtun­g.

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