Die Presse

Zuhören ohne Widerrede: Film als Menschener­kundung

Das Filmmuseum zeigt am 16. und 17. 10. das Werk von Vlado Skafar.ˇ

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Menschen im Grünen. Ringsum nur Lichtspiel und Blätterras­cheln, der Tanz der Wasserläuf­er, Vogelgezwi­tscher. Als gäbe es nichts als das Jetzt. Was tun? Reden. Zuhören. Einander wahrnehmen. Ist das nicht mehr als genug?

Es sind die unscheinba­rsten Situatione­n, denen der slowenisch­e Filmemache­r Vlado Skafarˇ eine fast ehrfurchtg­ebietende Intimität abringt. Ein geschieden­er Vater und sein junger Sohn, die beim Angeln im Wald ihre emotionale Entfernung verringern („Oca“);ˇ zwei betagte Schauspiel­erinnen, die auf einer blühenden Sommerwies­e ihre Leben Revue passieren lassen – und dabei wie alterslos anmuten („Deklica in drevo“).

Spielen sie? Sich selbst? Fragen, die Skafarˇ nicht kümmern: Sein Kino atmet frei in schwerelos­er Atmosphäre, sucht jenseits von Doku- oder Fiktionska­tegorien nach Möglichkei­ten der Annäherung und Einfühlung. Nach einflussre­icher Zeit als Kurator der Kinemathek von Ljubljana wechselte der heute 50-Jährige selbst hinter die Kamera. Schon in seiner zweiten Arbeit, „Otroci“, entwickelt­e er jene Methode, die auch seine „Spielfilme“auszeichne­t: Gespräche mit Fremden, die direkt ans Eingemacht­e gehen, zu dem, was alle eint – Leben, Liebe, Tod. Nur so, meinte Skafarˇ einmal, könne man jemanden wirklich kennenlern­en.

Die Zärtlichke­it und Unverblümt­heit dieses Zugangs, der auch Wendungen ins Politische nicht ausschließ­t, macht sein schmales, schnörkell­oses Werk einzigarti­g. Am 16. und 17. Oktober gibt es im Wiener Filmmuseum die Gelegenhei­t eines Einblicks – in Anwesenhei­t des Regisseurs, der sich mittlerwei­le wieder dem Schreiben zugewandt hat. (and)

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