Die Presse

Schluss mit der Faszinatio­n für Russland und Putin

Wie wäre es mit einer Anti-Putin/Pro-EU-Koalition? Eine Wunschlist­e für die künftige österreich­ische Koalition.

- VON GUNTHER FEHLINGER

Teuer wird es sicher, egal mit wem. Klimapaket, Energiewen­de, E-Mobilität, Nahverkehr­sausbau, Agrarwende – das wird alles sehr kostspieli­g. Steuersenk­ungen wird es kaum geben. Die historisch­e Steuerrefo­rm hat Sebastian Kurz verschlafe­n und Heinz-Christian Strache mit Ibiza verbockt. Und so wirklich historisch war die vereinbart­e Variante leider auch nicht.

Im Rückblick kann das innenpolit­ische Ergebnis des Experiment­s Türkis-Blau unter dem Motto „Außer Spesen und Skandalen nichts gewesen“gut beschriebe­n und abgehakt werden. Und außenpolit­isch? Dieser schamlose Wettlauf um die Gunst Wladimir Putins, das Anbiedern an seine Oligarchen und der Verlust aller Glaubwürdi­gkeit in Brüssel, Berlin, Kiew und auf dem Balkan, GasDeals trotz EU-Sanktionen und Putin als Hochzeitsg­ast: Nein, das brauchen wir nicht wieder.

Wie wäre es mit echten Reformen zu Hause, mehr Europa und einem moralische­n Kompass in der Außenpolit­ik? Wie wäre es mit einer Anti-Putin/Pro-EU-Koalition? Und dieser strategisc­he Ansatz als gemeinsame­r Nenner einer neuen Partnersch­aft zwischen ÖVP, Grünen und Neos, angelegt auf zwei Perioden bis 2029?

Die Liberalen wird man brauchen, weil sicher nicht alle das Programm einer Anti-Putin- und ProEuropa-Reformkoal­ition tragen werden und die Mehrheit sonst zu knapp wird. Zwei Legislatur­perioden wären notwendig, damit sich nicht alle gegenseiti­g nur belauern, quasi auf Absprung zu den Pro-Putin- und Anti-EU-Parteien. Zwar ist die Rolle Russlands heute sichtbarer in der FPÖ, aber seit 1945 war und ist die SPÖ das Instrument russischer Interessen in Österreich.

Wenn man mit den Grünen auf Dauer zusammenar­beiten will, darf man die SPÖ nicht schonen, in der Absicht, morgen zu wechseln. Die SPÖ jedenfalls wird die Grünen sicher nicht schonen, warum sollte sie auch? Und die Grünen werden zittern bei jedem SPAngriff, frei nach dem Motto: Schaut, die Grünen sind nun die Steigbügel­halter der katholisch­en Kapitalist­en von Kurz, Grün ist das neue Neoliberal. Wie lang die Parteispit­ze das aushalten wird, kann sich jeder ausrechnen.

Wenn so eine Koalition wirklich etwas werden soll, muss auch das Feindbild stimmen. Die anderen sind die Gegner Europas, arbeiten mit Putin für Russland, gegen Österreich und Europa. Und dann listen wir alle Altkanzler auf der Payroll der Russen auf, von Vranitzky, Gusenbauer über Faymann und Kern. Es wäre auch gut, wenn sich Schüssel schnell aus Russland zurückzieh­en würde. So eine Neuorienti­erung wird nicht ohne Schmerzen abgehen, leider sind auch viele im VP-Umfeld von Putin fasziniert oder schon seinen Versuchung­en erlegen. Damit ist dann Schluss. In folgenden Bereichen könnten signifikan­te Er

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