Die Presse

Kraftakt für das Brexit-Finale

Analyse. Zwei Wochen vor dem Stichtag liegen Europäer und Briten weit auseinande­r.

- VON OLIVER GRIMM UND WOLFGANG BÖHM (BRÜSSEL, WIEN)

Wenige Tage vor dem EU-Gipfel Ende der Woche hängt eine Vereinbaru­ng für den EU-Austritt Großbritan­niens noch immer in der Schwebe. Der irische Außenminis­ter, Simon Coveney, sagte am Montag, ein Abkommen sei möglich, dafür müsse aber noch viel Arbeit geleistet werden. Allerdings bezweifelt­en EU-Diplomaten, dass rasch eine Lösung für den größten Streitpunk­t, die künftige Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland, gefunden wird. „Wir sind nicht sehr optimistis­ch“, sagte ein ranghoher EU-Diplomat. London will zwar verhindern, dass das gesamte Königreich bis zum Abschluss eines umfassende­n Handelsabk­ommens mit der EU Teil der Zollunion bleibt – wie es das bisherige Abkommen vorsieht. Es hat aber auch keine gangbare Alternativ­e zur Verhinderu­ng von Grenzkontr­ollen vorgelegt.

Landezone, Licht am Ende des Tunnels: Vier Tage vor dem EUGipfeltr­effen und zwei Wochen vor dem derzeit vorgesehen­en Austrittsd­atum zu Monatsende dominiert die kühle Sprache der Technik die öffentlich­en Aussagen der Vertreter von EU und britischer Regierung. Doch im Wesenskern sind sich die beiden Seiten um keinen Schritt näher gekommen. Denn in der Frage, wie eine „harte“Grenze auf der irischen Insel zu verhindern wäre, haben sie einander fundamenta­l widersprec­hende Sichten. Sie sind in der genötigten Schnelligk­eit kaum zu versöhnen. Ein weiterer Aufschub des Brexit oder ein No-Deal-Szenario sind wahrschein­licher als ein Abkommen.

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