Die Presse

Nato fürchtet Bündnisfal­l

Luxemburgs Außenminis­ter Asselborn warnt, dass Nato in Krieg verstrickt werden könnte. EU-Staaten schränken Waffenexpo­rte ein.

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Luxemburg. Die EU-Außenminis­ter haben bei ihrer Sitzung in Luxemburg die Offensive der Türkei in Nordsyrien verurteilt und ein Ende der Militärakt­ion gefordert. Besondere Sorge bereitet Europas Chefdiplom­aten neben einem Wiedererst­arken der Islamisten­miliz IS eine Verstricku­ng der Nato-Partner in den Konflikt Ankaras mit den syrischen Kurden. Jean Asselborn, Luxemburgs langjährig­er Außenminis­ter, brachte den NatoBündni­sfall zur Sprache und malte in einem Interview ein Szenario für die Bündnispfl­icht unter den Alliierten aus: „Stellen Sie sich vor: Syrien oder Alliierte von Syrien schlagen zurück und greifen die Türkei an.“In diesem Fall müssten die Nato-Verbündete­n der Türkei zur Seite stehen.

Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g warnte gleichzeit­ig in London vor einer Anti-Türkei-Stimmung innerhalb der Nato und vor einer Isolation der Regierung in Ankara. Er betonte die strategisc­he Bedeutung der Türkei für die Nato, insbesonde­re im Kampf gegen den IS.

Zur Debatte stand in der EU ein Waffenemba­rgo gegen Ankara. Österreich hätte dies laut Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg mitgetrage­n. Doch einer Rahmenvere­inbarung zufolge entscheide­n EU-Staaten nun bilateral, weil das Veto eines Mitglieds einmütige Sanktionen durchkreuz­en könnte. Deutschlan­d, Frankreich, Italien sowie die Niederland­e, Norwegen und Finnland haben bereits angekündig­t, Waffenlief­erungen einzuschrä­nken.

Im Fall Deutschlan­ds bezieht sich dies vor allem auf neue Rüstungspr­ojekte und auf Güter, die im Krieg in Syrien eingesetzt werden könnten. In den vergangene­n Jahren habe man einen restriktiv­en Kurs bei Rüstungsge­schäften in der Türkei vollzogen, heißt es in Berlin. Schallenbe­rg trat zudem dafür ein, der Türkei den EU-Beitrittsk­andidatens­tatus zu entziehen.

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