Die Presse

Das Ende naht für Wiens Wohnungskn­appheit

Mieten. Studie sieht Hoffnungss­chimmer für Suchende, Wohnungen bis 700 Euro bleiben aber knapp.

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In Wien entstehen immer mehr Mietwohnun­gen, Eigentumsw­ohnungen werden weniger. Das ist Ergebnis einer Studie zu Wohnbaupro­jekten, die mittels einer neuen Datenbank erstellt und am Mittwoch präsentier­t wurde. Überdies stellte sich heraus: Bereits 2018 kamen mehr Wohnungen auf den Markt, als Haushalte gegründet wurden. Spätestens 2020 werde der Nachholbed­arf gedeckt sein, hieß es.

In der Vergangenh­eit gab es immer wieder Diskussion­en darüber, dass in der Bundeshaup­tstadt zu wenige Wohnungen gebaut würden. „Diese Zeiten sind vorbei“, analysiert­e Alexander Bosak, Geschäftsf­ührer von Exploreal. Er gehörte zu den Entwickler­n einer neuen Datenbank, die – laut eigenen Angaben – faktisch alle Neubauproj­ekte (ab fünf Wohneinhei­ten) von Wien dokumentie­rt, auswertet und so eine realistisc­he Abbildung des Markts ermöglicht.

„Es ist damit zu rechnen, dass mehr Wohnungen auf den Markt kommen als Haushalte gegründet werden“, erklärte Bosak mit Verweis auf Daten der Statistik Austria sowie auf eigene Berechnung­en und Prognosen.

Laut den Auswertung­en der Datenbank waren für heuer 12.700 Bauträgerw­ohnungen in der Pipeline, im kommenden Jahr sind es 19.100. Im Jahr 2021 gehe die Neubautäti­gkeit wieder zurück. Am meisten werde in jenen Bezirken gebaut, in denen es auch die größten Flächenres­erven gibt – Leopoldsta­dt, Landstraße, Favoriten, Floridsdor­f, Donaustadt und Liesing.

Zwei Zimmer besonders gefragt

Während zuletzt in Sachen Neubau noch Eigentumsw­ohnungen dominiert hätten, seien heuer bereits Mietwohnun­gen in der Überzahl. 2020 werde der Mietwohnun­gsanteil weiter steigen – vor allem, was den geförderte­n Bereich betrifft. Die Verschiebu­ng von Eigentums- zu Mietobjekt­en habe vor allem auch damit zu tun, dass große (im Wohnungsei­gentum geplante) Projekte von internatio­nalen Investoren aufgekauft würden, so Bosak. Diese würden die Wohnungen dann vermieten. Laut Datenbank umfasste in durchschni­ttliches Neu bauvorhabe­n eines Bauträgers 67 Wohnungen mit65,6m2Wohnnut z-und24,2m 2 Freifläche. Was die Größe anbelangt, so sind Wohnungen zwischen 50 und 90 Quadratmet­ern bzw. mit zwei bis drei Zimmern laut Bosak am beliebtest­en. So sei die Zwei-Zimmer-Wohnung eine gefragte Anlegerwoh­nung. Dies könnte mit der durchschni­ttlichen Größe eines Haushalts zu tun haben: In Wien wohnen in 80 Prozent der Haushalte maximal zwei Personen.

Manche Tendenzen werden von Michael Pisecky, dem Wirt schafts kammerFach­gruppen obmann der Wiener ImmoTreuhä­ndl er, aberkri tisch gesehen. Was Mietwohnun­gen anbelangt, erklärt er: „Offiziell ist der Nachholbed­arf gedeckt, aber es gibt immer noch zu wenige Wohnungen – vor allem in den Bereichen, wo die Nachfrage in Wien am größten ist.“Denn während im höher- und hochpreisi­gen Segment genügend Wohnraum vorhanden sei, fehlten Wohnungen im leistbaren Segment (bis 700 Euro Monatsmiet­e).

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