KSV erwartet heuer 9500 Privatpleiten
Schulden. Gläubigerschützer Hans-Georg Kantner warnt davor, die Tilgungszeit für Privatschuldner auf drei Jahre
Die Befürchtungen der Gläubigerschützer vom KSV1870 im Vorfeld der jüngsten Insolvenzrechtsnovelle, die im November 2017 in Kraft getreten ist, haben sich nicht bewahrheitet. Die Regelung funktioniere recht gut, räumte Hans-Georg Kantner, Leiter der Insolvenzabteilung des KSV, am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien ein.
Mit der Novelle wurde die Mindest-Entschuldungsdauer von sieben auf fünf Jahre gesenkt. Innerhalb dieser Zeit werden Gläubiger im Abschöpfungsverfahren bis auf das Existenzminimum gepfändet, danach sind sie schuldenfrei. Zudem wurde die zehnprozentige Mindestquote abgeschafft, ein so hoher Anteil der Schulden musste davor während des Abschöpfungsverfahren zurückbezahlt werden. Im Schnitt hat ein echter Privatpleitier (ohne ehemalige Unternehmer) 58.000 Euro Schulden, jeder zweite hat weniger als 28.000 Euro.
Die Folge der Novelle war, dass die Zahl der Privatinsolvenzen gestiegen ist. 2017 war sie zurückgegangen, da viele auf die Novelle warteten. 2018 war sie wegen des Nachzieheffekts stark angestiegen. Heuer dürfte man auf 9500 Insolvenzen kommen. Das liege zwar unter dem Wert von 2018, aber um 15 Prozent über dem Schnitt der beiden vergangenen Jahre, was auf einen nachhaltigen Anstieg hindeuten könnte, sagte Kantner. Vor allem in der Steiermark und in Niederösterreich, zwei Ländern, in denen bisher ein vergleichsweise geringer Anteil der überschuldeten Personen in Privatkonkurs gegangen sei, habe die Zahl zugelegt.
Das Potenzial wäre höher: Rund 110.000 Menschen stehen auf den Warnlisten der Banken, weil sie mehr als 10.000 Euro Schulden ohne einen Zahlungsplan haben. Bei vielen davon, etwa Mindestpensionisten, sei tatsächlich nichts zu holen. Einige scheuten aber den Weg in die Privatinsolvenz aus Mangel an Wissen, diffuser Angst vor Gerichten oder der Sorge, dass sie dann keine neuen Schulden mehr machen könnten.
Die Gläubigerschützer sind dennoch zufrieden. Unterm Strich hätten Gläubiger mehr von dieser Regelung als von teuren Exekutionen und Gerichtsverfahren. Zudem werde so sichergestellt, dass alle Gläubiger die gleiche Quote erhielten und nicht jene, die mehr Druck machten, mehr Geld. Nur knapp 30 Prozent der Privatinsolvenzen münden allerdings in ein Abschöpfungsverfahren. In 68 Prozent der Fälle einigen sich Schuldner und Gläubiger auf einen Zahlungsplan (der Rest scheitert an der Unwilligkeit der
Einer EU-Empfehlung, gungszeit nicht