Die Presse

Slowakei erzürnt über käufliche Netzwerke

Neue Hinweise auf breite korrupte Machenscha­ften.

-

Die laufenden Ermittlung­en im Fall des Mordes an dem Enthüllung­sjournalis­ten Jan´ Kuciak bringen neue Hinweise auf Korruption­snetzwerke in der Slowakei ans Licht, in die auch deutsche und österreich­ische Firmen (von der MeinlBank über das Konsortium aus Flughafen Wien und Raiffeisen) verstrickt sind. Im Tresor des mutmaßlich­en Mordauftra­ggebers Marian K. fand die Polizei brisantes Material.

Der zwielichti­ge Unternehme­r hatte sich die aus legalen Abhöraktio­nen des Inlandsgeh­eimdiensts stammenden Tondokumen­te illegal beschafft, um damit die Drahtziehe­r des Netzwerks zu erpressen, die heute zu den reichsten Leuten des Landes gehören. Die lang gesuchten Tondokumen­te könnten bestätigen, was bereits vermutet wurde: Die nach der Jahrtausen­dwende erfolgten Verkäufe einst staatliche­r Firmen wurden durch Bestechung gelenkt.

Wem die Betreiberf­irma des AKWs Mochovce gehört, wer die regionalen Stromverso­rger oder die wichtigste Ölpipeline durch die Slowakei besitzt, wer die zwei größten Flughäfen kaufen sollte, das wurde in einer vermeintli­ch diskreten Privatwohn­ung in Bratislava in monatelang­en Korruption­sabsprache­n ausgeschna­pst. Zumindest legen das die mutmaßlich vom Geheimdien­st angefertig­ten sogenannte­n GorillaPro­tokolle nahe.

Am Freitagabe­nd fanden erneut Antikorrup­tionskundg­ebungen statt, Opposition­sparteien fordern einen runden Tisch. Mitten im Geschehen steht der frühere Regierungs­chef Robert Fico, der immer noch Parteichef der regierende­n Sozialdemo­kraten ist. Fico hat einst persönlich an einem Treffen in der konspirati­ven Wohnung teilgenomm­en. (tha)

Newspapers in German

Newspapers from Austria