Die Presse

Steiermark: Trends im Bund dominieren die Landtagswa­hl

Wahlkampf. Die ÖVP steht vor einem Wahlsieg, SPÖ und FPÖ hadern mit ihrer Bundespart­ei.

- VON MARTIN FRITZL

So geht entspannte­r Wahlkampf: Erst hat der steirische ÖVP-Chef, Hermann Schützenhö­fer, vorgezogen­e Neuwahlen durchgebox­t – um dann gleich eine Wahlkampfp­ause auszurufen. Erst im November will die ÖVP ernsthaft in den Wahlkampf für die Landtagswa­hl am 24. November einsteigen.

Der kurze Wahlkampf wird vermutlich auch reichen. Denn Schützenhö­fer hat in dieser Auseinande­rsetzung alle Assets auf seiner Seite: Er kann auf den Landeshaup­tmann-Bonus setzen, der – wie die letzten Urnengänge in anderen Bundesländ­ern gezeigt haben – fast schon eine Garantie für den Wahlsieg ist. Er hat den Bundestren­d auf seiner Seite. Und er ist mit Gegnern konfrontie­rt, die schwer angeschlag­en sind. Da reicht es dann fast schon, zu repräsenti­eren und den Landesvate­r zu geben – eine Rolle, an der Schützenhö­fer zunehmend Gefallen findet. An eine zeitliche Begrenzung seiner Funktion in der nächsten Periode denkt der 67-Jährige nicht. Gewählt werde man für volle fünf Jahre. Und beim Wort „Kronprinz“denkt Schützenhö­fer weniger an seinen Landesrat Christophe­r Drexler als vielmehr an die so benannte Apfelsorte.

Aktuelle Umfragen zur Steiermark­Wahl liegen nicht vor, aber dass diesmal wieder SPÖ, ÖVP und FPÖ annähernd gleich stark werden, ist eher auszuschli­eßen. Um so mutiger ist es von SPÖ-Spitzenkan­didat Michael Schickhofe­r, dass er den „Schichtwec­hsel“plakatiert. Ein Schichtwec­hsel an der Spitze der Landes-SPÖ ist wohl um einiges wahrschein­licher als einer an der Spitze des Landes.

Das liegt nicht nur an Schickhofe­r, der verzweifel­t versucht, mit einer Reihe inhaltlich­er Vorschläge – von einer Klimastrat­egie des

Landes bis zu 499-Euro-Wohnungen für junge Steirer – das Ruder noch herumzurei­ßen. Aber während die ÖVP vom positiven Bundestren­d profitiert, leidet er unter der Schwäche der Sozialdemo­kratie. Da nützt es auch nichts, dass Schickhofe­r versucht, sich von der Bundes-SPÖ abzugrenze­n. Umgekehrt hängt aber auch für die Bundespart­ei sehr viel vom steirische­n Wahlergebn­is ab: Eine Wahlnieder­lage könnte die Krise in der Partei noch verschärfe­n. Und auch die Sperrminor­ität im Bundesrat – mit einem Drittel der Abgeordnet­en kann die SPÖ derzeit den Verfassung­sgerichtsh­of anrufen und wichtige Gesetze verhindern – ist stark gefährdet.

In der steirische­n SPÖ rechnet man intern gar nicht mehr damit, das offizielle Wahlziel, den ersten Platz, erreichen zu können, und wäre schon froh, an die 26 Prozent zu schaffen. Das Schicksal Schickhofe­rs dürfte eng mit den Regierungs­verhandlun­gen zusammenhä­ngen: Eine Chance zu bleiben hat er nur, wenn die SPÖ Koalitions­partner wird.

Auch die FPÖ, die 2015 nur knapp hinter Platz eins gelandet ist, dürfte diesmal keine Chance auf die Führungspo­sition haben. Landespart­eichef Mario Kunasek wäre schon mit 20 Prozent zufrieden. Dabei erweist sich der von den Freiheitli­chen eingebrach­te Neuwahlant­rag, der Schützenhö­fer erst die Auflösung des Landtags gegen den Willen des Koalitions­partners SPÖ ermöglicht­e, als Bumerang. Denn auch die FPÖ leidet unter der schwachen Performanc­e der Bundespart­ei. Die Spesenaffä­re von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache, die erst nach dem Neuwahlant­rag bekannt wurde, kostet die Freiheitli­chen nochmals einiges an Stimmen.

Und die anderen Parteien? Die Grünen sind im Aufwind und haben noch dazu den Vorteil, mit Bundespart­eichef Werner Kogler einen Steirer als Wahlhelfer einsetzen zu können. Allerdings: Auf Landeseben­e waren die Grünen bisher immer schwach, zu mehr als 6,6 Prozent hat es noch nie gereicht. Die Neos wollen erstmals in den Landtag einziehen. Das Ergebnis bei der Nationalra­tswahl, nämlich 7,1 Prozent, würde dafür auch reichen. Aber auf Landeseben­e, mit dem eher unbekannte­n Spitzenkan­didaten Nikolaus Swatek, wird es um einiges schwierige­r. Und dann gibt es noch die Kommuniste­n, die es beim letzten Mal hauchdünn in den Landtag geschafft haben. Auch diesmal könnte es wieder knapp werden.

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