Josef Meichenitsch, der Stefan Steiner der Grünen
Porträt. Wie es ein Mitarbeiter der Finanzmarktaufsicht aus dem Südburgenland zu einer zentralen Figur im Regierungsverhandlungsteam der Grünen brachte. Und zur rechten Hand des heutigen Grünen-Chefs Werner Kogler.
Für die ÖVP verhandeln: Sebastian Kurz, August Wöginger, Gernot Blümel, Margarete Schramböck, Elisabeth Köstinger – und Stefan Steiner. Bis auf Steiner haben bzw. hatten alle eine politische Funktion und ein Mandat. Für die Grünen verhandeln: Werner Kogler, Birgit Hebein, Leonore Gewessler, Rudi Anschober, Alma Zadic´ – und Josef Meichenitsch. Bis auf Meichenitsch haben alle eine politische Funktion bzw. bekommen ein Mandat.
Stefan Steiner ist der strategische Berater von Sebastian Kurz, sein wohl wichtigster Einflüsterer, er tut es heute von außen als Selbstständiger. Josef Meichenitsch wiederum ist wohl der wichtigste Berater von Werner Kogler, weniger strategisch allerdings, sondern mehr inhaltlich.
Und auch er tut es von außen. Er ist eigentlich bei der Finanzmarktaufsicht, dort Teamleiter in der Abteilung für Geldwäscheprüfungen. Für die Zeit der Regierungsverhandlungen hat er seine Stunden dort nun reduziert.
Josef Meichenitsch (40) ist gewissermaßen grünes Urgestein – ohne dass ihn außerhalb des grünen Biotops jemand kennt. Er war jahrelang Mitarbeiter des grünen Parlamentsklubs, als Referent für Finanz- und Budgetfragen. Ein relativ unauffälliger junger Mann. „Aber nur weil er kein Dampfplauderer, kein Wichtigtuer war“, sagt ein Grüner. Intern habe er immer eine wichtige Rolle gespielt. Werner Kogler, damals der
Budget- und Finanzexperte der Partei, hatte viel mit ihm zu tun. Und machte ihn dann, als er selbst zur Nummer zwei der Grünen hinter Eva Glawischnig aufstieg, als stellvertretender Bundessprecher und Klubobmann-Stellvertreter, zu seinem Büroleiter. In die Verhandlungen zum Bankenrettungsschirm ESM war er auf grüner Seite maßgeblich involviert.
Nach einem Intermezzo bei der EU in Brüssel war Meichenitsch noch einmal zu den Grünen zurückgekehrt, ehe er dann nach Dublin ging, um drei Jahre bei der Irischen Zentralbank zu arbeiten. Und von dort ging es 2017 wieder zurück nach Österreich – zur Finanzmarktaufsicht.
Nun verhandelt er für die Grünen. Dort streut man ihm Rosen. Er sein ein echter Finanzexperte, sich nie für irgendetwas zu schade gewesen, keiner, der anderen ständig die Welt erklärt – so etwas soll es bei den Grünen ja durchaus auch geben – und habe sich auch nie in den Vordergrund gedrängt. Zudem sei er bodenständig, durchsetzungsfähig und zäh.
Das sieht man ihm gewissermaßen auch an: Der verheiratete Südburgenländer ist Marathonläufer und Triathlet. Vorigen Sommer radelte er von einem Arbeitstreffen der EZB in Frankfurt in vier Tagen nach Hause nach Wien.
„Er ist aber nicht nur inhaltlich firm, sondern schon auch ein strategischer Kopf“, sagt ein anderer Grüner über Josef Meichenitsch. So gesehen also tatsächlich das passende Gegenüber von Stefan Steiner.