Winterschlaf für E-Scooter? Nein, aber . . .
Wien. Was passiert mit den Geräten der sieben Wiener Anbieter, wenn Regen, Schnee, Glatteis auf den Straßen vorherrschen (und die Zeit wird kommen)? „Die Presse“hat mit den Flottenbetreibern gesprochen.
Wien. Sie fahren auf den Radwegen, über Gehwege und auf den Straßen. Und werden sie nicht gebraucht, stehen die E-Scooter überall herum. Sehr zum Leidwesen (auch) von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).
Er will verpflichtende Abstellplätze in Wien schaffen. Darum werden die aktuell sieben Anbieter, die in der Bundeshauptstadt ihre Dienste zur Verfügung stellen, zum Scooter-Gipfel am Freitag nächster Woche geladen. Dabei soll es um eine mögliche qualitative Ausschreibung gehen.
„Es ist im Interesse der Stadt Wien, das Angebot zu verkleinern“, erklärt Daniel Fuchs-Bauer, Pressesprecher des Anbieters Tier. Es sei wichtig, einen Kriterienkatalog zu schaffen. Indes beschäftigt die Verleihfirmen aber noch ein ganz anderes bevorstehendes Thema: der Winter.
E-Scooter sind schnell, instabil, und Unerfahrene verlieren bei Handzeichen schnell die Balance. Das war bereits im Sommer ein Problem. Mit tausend Verletzten rechnete im August bereits der Unfallforscher Ernst Pfleger. Regen, Schnee und Matsch erhöhen das Risiko, sich und andere zu verletzen. Wie bereiten sich die Betreiber auf die sich ändernden Straßenverhältnisse vor? 1 Was passiert mit den E-Scootern im Winter?
Alle Anbieter sind sich einig, dass sie auch im Winter ihre Dienste anbieten wollen. Lime und Tier haben bereits Erfahrungen aus dem Vorjahr. Demnach sei ein vollständiges Aussetzen des Betriebs nicht notwendig. „Wir sind seit Oktober 2018 in Wien und haben vergangenes Jahr nur fünf Tage den Dienst aufgrund der Wetterverhältnisse gesperrt“, erklärt Fuchs-Bauer. „Business as usual“, heißt es bei dem noch jungen Anbieter Circ. Die E-Scooter wurden bereits im Lager im 23. Gemeindebezirk einem Service unterzogen. Tier blickt bereits voraus und testet momentan in Paris ein Modell, das deutlich stabiler sein soll. Die derzeit im Einsatz befindlichen E-Scooter wiegen zwölf Kilogramm. Die neuen Scooter bringen 29 Kilogramm auf die Waage. „Die Reifen der neuen Modelle sind doppelt so groß und haben auch größere Handhebel. Das sorgt nicht nur im Winter für eine deutlich bessere Stabilität. Für Anfänger ist es auch leichter, den E-Scooter zu steuern“, erklärt Fuchs-Bauer. 2 Wann wird der Verleih der Geräte überhaupt gestoppt?
Trockenes Wetter sei ideal für die Nutzung der E-Scooter, unabhängig von der Temperatur. Die Geräte seien auch dafür ausgelegt, bei Minusgraden zu funktionieren. Es ist für die verbauten Lithium-Ionen-Akkus sogar von Vorteil, wenn die E-Scooter bewegt werden.
„Um den Gefrierpunkt konnten wir bislang keine Auswirkungen auf die Reichweite der Geräte feststellen. Das kann sich aber ändern, wenn es Minusgrade hat“, sagt Jakob Feigl von Circ im Gespräch mit der „Presse“. Generell, und da sind sich die Anbieter einig, sinke aber auch die Lust der Kunden, bei solch einem Wetter, einen E-Scooter tatsächlich zu nutzen. 3 Wie werden die Kunden informiert?
Da das Sharing-Konzept auf der Nutzung einer App basiert, werden Kunden im Fall von schlechten Wetterbedingungen über einen
Stopp des Service informiert. „In der Regel wird der Dienst aber auch in solchen Fällen nur für wenige Stunden unterbrochen“, betont Robert Bauer von Lime.
Das hänge davon ab, ob und wann die Wege und Straßen durch die Schneeräumung wieder passierbar seien oder ob schon Tauwetter eingesetzt habe. Denn bei Glatteis, darin sind sich alle einig, sei die Gefahr einfach zu groß. Ab minus zehn Grad Celsius will Circ die Flotte einziehen, die E-Scooter sollen dann nicht im Schnee versinken und dadurch beschädigt werden. Darüber sollen die Kunden aber nicht nur in der App, sondern auch rechtzeitig per E-Mail informiert werden.
Alle Anbieter arbeiten mit der Stadt Wien und mit Wetterdiensten zusammen. Außerdem sei es laut Fuchs-Bauer auch hilfreich, regelmäßig einfach doch „beim Fenster hinauszuschauen“, wie das Wetter ist. 4 Wie steht es um die Sicherheit im Straßenverkehr?
Die E-Scooter-Flotten sollen die Umwelt schonen und Autos in Großstädten unnötig machen. Soweit die Theorie. Doch leichtsinnige Fahrer bringen die E-Scooter in Verruf. In Brüssel kam bereits ein Mensch ums Leben, und auch in Paris starb ein 25-Jähriger nach einem Zusammenprall mit einem Lkw.
Woraufhin ein Verhaltenskodex in der französischen Hauptstadt erarbeitet wurde. So einen gibt es auch bereits in Wien. Die Unternehmen verpflichteten sich darin, die Benutzerinnen und Benutzer umfassend über die Sicherheit aufzuklären. Lime und Tier haben saisonal angepasste Slides und Tutorials, in denen sie Nutzer informieren.
Circ und Bird gehen einen Schritt weiter und bieten für Kinder und auch Erwachsene eigene Fahrsicherheitstrainings an. Das nächste Sicherheitstraining, das aus einem praktischen und einem theoretischen Teil besteht, richtet sich an Schüler und findet am nächsten Donnerstag, dem 24. Oktober, in der Wiener Krieau statt.