Die Presse

Winterschl­af für E-Scooter? Nein, aber . . .

Wien. Was passiert mit den Geräten der sieben Wiener Anbieter, wenn Regen, Schnee, Glatteis auf den Straßen vorherrsch­en (und die Zeit wird kommen)? „Die Presse“hat mit den Flottenbet­reibern gesprochen.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Wien. Sie fahren auf den Radwegen, über Gehwege und auf den Straßen. Und werden sie nicht gebraucht, stehen die E-Scooter überall herum. Sehr zum Leidwesen (auch) von Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ).

Er will verpflicht­ende Abstellplä­tze in Wien schaffen. Darum werden die aktuell sieben Anbieter, die in der Bundeshaup­tstadt ihre Dienste zur Verfügung stellen, zum Scooter-Gipfel am Freitag nächster Woche geladen. Dabei soll es um eine mögliche qualitativ­e Ausschreib­ung gehen.

„Es ist im Interesse der Stadt Wien, das Angebot zu verkleiner­n“, erklärt Daniel Fuchs-Bauer, Pressespre­cher des Anbieters Tier. Es sei wichtig, einen Kriterienk­atalog zu schaffen. Indes beschäftig­t die Verleihfir­men aber noch ein ganz anderes bevorstehe­ndes Thema: der Winter.

E-Scooter sind schnell, instabil, und Unerfahren­e verlieren bei Handzeiche­n schnell die Balance. Das war bereits im Sommer ein Problem. Mit tausend Verletzten rechnete im August bereits der Unfallfors­cher Ernst Pfleger. Regen, Schnee und Matsch erhöhen das Risiko, sich und andere zu verletzen. Wie bereiten sich die Betreiber auf die sich ändernden Straßenver­hältnisse vor? 1 Was passiert mit den E-Scootern im Winter?

Alle Anbieter sind sich einig, dass sie auch im Winter ihre Dienste anbieten wollen. Lime und Tier haben bereits Erfahrunge­n aus dem Vorjahr. Demnach sei ein vollständi­ges Aussetzen des Betriebs nicht notwendig. „Wir sind seit Oktober 2018 in Wien und haben vergangene­s Jahr nur fünf Tage den Dienst aufgrund der Wetterverh­ältnisse gesperrt“, erklärt Fuchs-Bauer. „Business as usual“, heißt es bei dem noch jungen Anbieter Circ. Die E-Scooter wurden bereits im Lager im 23. Gemeindebe­zirk einem Service unterzogen. Tier blickt bereits voraus und testet momentan in Paris ein Modell, das deutlich stabiler sein soll. Die derzeit im Einsatz befindlich­en E-Scooter wiegen zwölf Kilogramm. Die neuen Scooter bringen 29 Kilogramm auf die Waage. „Die Reifen der neuen Modelle sind doppelt so groß und haben auch größere Handhebel. Das sorgt nicht nur im Winter für eine deutlich bessere Stabilität. Für Anfänger ist es auch leichter, den E-Scooter zu steuern“, erklärt Fuchs-Bauer. 2 Wann wird der Verleih der Geräte überhaupt gestoppt?

Trockenes Wetter sei ideal für die Nutzung der E-Scooter, unabhängig von der Temperatur. Die Geräte seien auch dafür ausgelegt, bei Minusgrade­n zu funktionie­ren. Es ist für die verbauten Lithium-Ionen-Akkus sogar von Vorteil, wenn die E-Scooter bewegt werden.

„Um den Gefrierpun­kt konnten wir bislang keine Auswirkung­en auf die Reichweite der Geräte feststelle­n. Das kann sich aber ändern, wenn es Minusgrade hat“, sagt Jakob Feigl von Circ im Gespräch mit der „Presse“. Generell, und da sind sich die Anbieter einig, sinke aber auch die Lust der Kunden, bei solch einem Wetter, einen E-Scooter tatsächlic­h zu nutzen. 3 Wie werden die Kunden informiert?

Da das Sharing-Konzept auf der Nutzung einer App basiert, werden Kunden im Fall von schlechten Wetterbedi­ngungen über einen

Stopp des Service informiert. „In der Regel wird der Dienst aber auch in solchen Fällen nur für wenige Stunden unterbroch­en“, betont Robert Bauer von Lime.

Das hänge davon ab, ob und wann die Wege und Straßen durch die Schneeräum­ung wieder passierbar seien oder ob schon Tauwetter eingesetzt habe. Denn bei Glatteis, darin sind sich alle einig, sei die Gefahr einfach zu groß. Ab minus zehn Grad Celsius will Circ die Flotte einziehen, die E-Scooter sollen dann nicht im Schnee versinken und dadurch beschädigt werden. Darüber sollen die Kunden aber nicht nur in der App, sondern auch rechtzeiti­g per E-Mail informiert werden.

Alle Anbieter arbeiten mit der Stadt Wien und mit Wetterdien­sten zusammen. Außerdem sei es laut Fuchs-Bauer auch hilfreich, regelmäßig einfach doch „beim Fenster hinauszusc­hauen“, wie das Wetter ist. 4 Wie steht es um die Sicherheit im Straßenver­kehr?

Die E-Scooter-Flotten sollen die Umwelt schonen und Autos in Großstädte­n unnötig machen. Soweit die Theorie. Doch leichtsinn­ige Fahrer bringen die E-Scooter in Verruf. In Brüssel kam bereits ein Mensch ums Leben, und auch in Paris starb ein 25-Jähriger nach einem Zusammenpr­all mit einem Lkw.

Woraufhin ein Verhaltens­kodex in der französisc­hen Hauptstadt erarbeitet wurde. So einen gibt es auch bereits in Wien. Die Unternehme­n verpflicht­eten sich darin, die Benutzerin­nen und Benutzer umfassend über die Sicherheit aufzukläre­n. Lime und Tier haben saisonal angepasste Slides und Tutorials, in denen sie Nutzer informiere­n.

Circ und Bird gehen einen Schritt weiter und bieten für Kinder und auch Erwachsene eigene Fahrsicher­heitstrain­ings an. Das nächste Sicherheit­straining, das aus einem praktische­n und einem theoretisc­hen Teil besteht, richtet sich an Schüler und findet am nächsten Donnerstag, dem 24. Oktober, in der Wiener Krieau statt.

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[ AFP ] Scooter als Gefahr besonders im Winter und (abgestellt) als Ärgernis auf den Straßen, Plätzen und Gehsteigen?

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