Game City: Zocken im Rathaus
Gaming. Bis Sonntag ist das Rathaus noch Bühne für die Gaming-Veranstaltung Game City, mit großem E-Sport-Areal. Für Jugendliche ist das auch ein Ort, um neue Freunde kennenzulernen.
Das Wiener Rathaus scheint mit seinen vielen Eingängen, unterschiedlichen Stiegenaufgängen und Etagen fast wie gemacht für eine solche Veranstaltung. Wo sonst, als in einem solch historischen Labyrinth, könnte eine Gaming-Veranstaltung besser hinpassen.
Wobei, man muss nur den richtigen Eingang finden, also den Haupteingang vom Rathausplatz weg, dann ist eigentlich alles ganz einfach. Hier läuft alles in geordneten Bahnen und in eine Richtung. Nämlich vorbei an der großen Bühne und dem E-Sport-Zelt, in dem höchste Konzentration und Turnierspannung herrscht.
Im Inneren des Rathauses befindet sich dann das Herzstück der großen Videospiel-Messe, die seit Freitag bis Sonntag im Rathaus abgehalten wird. Auf mehr als 15.000 Quadratmetern präsentieren rund 90 Aussteller ihre neuen Produkte – ein nicht ungünstiger Termin, zehn Wochen vor Weihnachten. Insgesamt werden auch heuer 80.000 Besucher erwartet. „Die Game City ist weltweit einzigartig: Sie findet direkt im Rathaus, mitten in der Stadt statt, ist gratis und dauert drei Tage lang“, sagt Vucko Schüchner, Geschäftsführer von
WienXtra. Der Verein ist mit der Event-Agentur Mice & Men Veranstalter der Game City. Einzigartig sei aber auch die Mischung aus der Möglichkeit, Spiele zu testen und dem wissenschaftlichen Diskurs bei der Fachtagung „Frog – Future and Reality of Gaming“, sowie Workshops und den vor Ort zur Verfügung stehenden pädagogischen Experten, die vor allem verunsicherten Eltern zurate stehen. Schüchner erklärt diesen ganzheitlichen Zugang auch als einen bewussten Schritt der Stadt. „Deshalb haben wir die GamingSzene ins Rathaus geholt.“Die Kritik an Computerspielen – Stichwort Ego-Shooter – sei ebenso ganzheitlich zu sehen. „Es ist eine leichte Strategie zu sagen, die Spiele sind schuld. Man muss da schon tiefer gehen und alle Ursachen sehen“, sagt Schüchner, der Eltern rät, sich bewusst und gemeinsam mit den Kindern mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Für die ganz Kleinen, also ab Vierjährigen, gibt es dafür bei der Game City eine eigene Kinderzone, bei der auch Brettspiele zur Verfügung stehen und Eltern wie Kinder ans Gaming – inklusive verantwortungsvollem Umgang damit – herangeführt werden.
Im Festsaal, pardon dem Gaming Room, ist der Großteil der
Anbieter vertreten, die hier ihre neuen Produkte vorstellen, von Pokemon´ Schwert über Omen bis zum großen Xbox-Stand mit 37 Gaming-Stationen.
„In eine andere Welt fliehen“
„Ich bin jedes Jahr mit der Schule hier“, sagt etwa die 15-jährige Sandra, deren Outfit – hochgesteckte blonde lange Zöpfe und geschminkte Katzenaugen – durchaus an Gaming-Figuren erinnert. Sie schätzt an der Game City nicht nur, dass man alles ausprobieren kann. „Man lernt hier auch interessante Leute kennen.“Sie selbst spielt daheim gern abends. „Man kann einfach für eine Zeit vor der Realität flüchten und in eine andere Welt und andere Charaktere fliehen“, sagt sie. Ihre Freundin Mavie (23) pflichtet ihr bei: „Das mit den Leuten stimmt total, ich hab hier meinen besten Freund kennengelernt.“Sie hat eigentlich mit Pokemon´ begonnen, eine Zeit lang Sims gespielt und schätzt jetzt Kingdom Hearts.
Die zwei 14-jährigen Schüler Marko und Florian sind zum ersten Mal hier, auch mit der Schule, immerhin wird die Game City, die heuer zum 13. Mal stattfindet, traditionell mit einem Schultag begonnen. „Ich spiele am liebsten mit der Konsole. Computerspielen ist der beste Weg, um Stress abzubauen“, sagt Marko. Auf die Frage, wie lang er denn spielt, meint er: „Unterschiedlich, es können schon auch sechs Stunden am Stück sein, aber das brauchen meine Eltern nicht zu wissen.“Sofern die Hausaufgaben erledigt sind, seien sie da aber nicht so streng. Florian spielt am liebsten das, was seine Freunde auch gerade spielen und „was man gemeinsam spielen kann“.
Gemeinsam gespielt wird auch in der A1 E-Sport-Arena auf dem Rathausplatz, wobei das für Laien nach harter Arbeit und höchster Konzentration aussieht. 5000 Spieler treten hier beim größten Offline-Turnier im deutschsprachigen Raum an. Gespielt wird an 100 Spielstationen der Megahit Fortnite, um den Titel des „Game City Champion 2019“. Auf den Sieger warten 5000 Euro Preisgeld und die Teilnahme beim Finale, dem Clash of Nations in Leipzig.
Wir haben bewusst die Gaming-Szene ins Rathaus geholt. Vucko Schüchner, Geschäftsführer des Vereins WienXtra, der die Game City veranstaltet