Die Presse

Spontangeb­rechen

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Hatten

Sie schon einmal ein Spontangeb­rechen? Darunter könnte vieles fallen, nicht? Zählt man etwa Zehen, die man sich spontan beim Vorbeigehe­n an der Türkante bricht, mit, hatte ich sicher schon so sieben bis zehn Spontangeb­rechen. Jedenfalls war in der Wasserleit­ung in unserer Straße vor kurzem ein solches aufgetrete­n, wie uns spontan aufgepickt­e Zettel verrieten. Nervös eile ich dem Spontangeb­rechen-Verantwort­lichen hinterher und stelle – angesichts der sehr unmissvers­tändlichen Informatio­n am Zettel („Das Wasser wird gesperrt“) – vielleicht nicht die allerklügs­te Frage: „Wird das Wasser gesperrt?“

Jawohl, wird es. 14 bis 22 Uhr. Acht Stunden ohne Wasser lösen bei Erwachsene­n Reaktionen aus, die man unter „Mah bitte, zach“zusammenfa­ssen könnte. Das von der Schule heimgekehr­te Kind aber kippt begeistert in den Abenteuerm­odus. Denn: Wenige Minuten noch, um alles vorzuberei­ten. Wir füllen also wie die Irren alles, was sich befüllen lässt, mit Wasser: Um Punkt 14 Uhr haben wir so viele Krüge und Kochtöpfe voller Wasser (und die Badewanne, man weiß ja nie), dass wir problemlos Spaghetti für eine ganze Schule kochen könnten. Als das Wasser später wieder rinnt, jubeln wir, als wäre eine mehrwöchig­e Trockenzei­t vorüber.

Das kann ich, sagt das Kind begeistert, morgen in der Schule erzählen. Überhaupt sind derartige Ausnahmesi­tuationen für Kinder das größte! Wenn man dank Stromausfa­lls mit Taschenlam­pe durch die Wohnung geistert. Man die erste Nacht in der neuen Wohnung improvisie­rt inmitten von Siedelkart­ons auf Luftmatrat­zen schläft. Oder wenn, so geschehen vor einigen Jahren an einem Karsamstag, ein Schaden bei der Klo-Spülung auftritt. Ich in Panik, weil am nächsten Tag osterjause­nbedingtes Full House. Das Kind erfreut, weil der Installate­ur kommt, ein Loch in die Wand macht und verkündet, dass unser Schwimmer kaputt ist. Das Loch blieb uns wochenlang und wurde im Freundeskr­eis zur Attraktion. Aber so nervig die spontanen und weniger spontanen Gebrechen sind: Immerhin schreibt sich nach solchen Tagen die Kolumne wie von selbst.

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