Die Presse

Der Handel will fast so viel wie die Metaller

Nächste Woche startet die Lohnrunde für den Handel.

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Nach den Metallern startet am Dienstag der Handel in die Lohnverhan­dlungen. Es herrscht jetzt schon dicke Luft. Der Grund: Die Gewerkscha­ft hat – zum ersten Mal – schon im Vorfeld ihre Forderunge­n kommunizie­rt. Über die Medien. Sie verlangt eine Lohnerhöhu­ng von 100 Euro für alle Beschäftig­ten auf Vollzeitba­sis, Teilzeitbe­schäftigte sollen eine aliquote Erhöhung bekommen. Im Durchschni­tt entspräche das einem Plus von 4,4 Prozent. Das ist nicht ohne: Die Metaller, die in der Regel höher abschließe­n, fordern 4,5 Prozent. Es bleibt aber nicht bei den Gehaltsfor­derungen. Die Gewerkscha­ft will drei zusätzlich­e Urlaubstag­e pro Beschäftig­tem und 130 Euro „Schulstart­geld“für jeden Lehrling.

Die Arbeitgebe­r finden die Forderunge­n überzogen. „Allein die drei zusätzlich­en Tage Freizeit bedeuten für die Branche mehr als 150 Mio. Euro zusätzlich­e Belastung im Jahr“, sagt Peter Buchmüller, Obmann der Bundesspar­te Handel in der Wirtschaft­skammer, zur „Presse“. Der größte Zankapfel ist aber ein anderer – nämlich dass die Gewerkscha­ft ihre Forderunge­n über die Medien „ausgericht­et“und nicht, wie üblich, direkt in der ersten Verhandlun­gsrunde kommunizie­rt hat. „Das geht überhaupt nicht“, sagt Buchmüller.

Dem Handel gehe es auch nicht so gut, wie es die Gewerkscha­ft darstelle. Die Gewerkscha­ft der Privatange­stellten (GPA-djp) zitiert Zahlen der Statistik Austria, laut denen der Handel im Jahr 2018 ein Plus beim Umsatz von 3,7 Prozent verzeichne­t habe. Laut Buchmüller habe es aber im ersten Halbjahr 2019 nur ein Prozent Wachstum gegeben. Nach Abzug der Inflation sei das „ein reales Minus“.

Anita Palkovich von der GPA untermauer­t im Gespräch mit der „Presse“ihre Forderung und begründet sie mit der steigenden Arbeitsbel­astung in der Branche, die rund 548.000 Menschen beschäftig­t. „Die Betriebsrä­te melden seit Längerem zurück, dass die Personalde­cken sehr knapp bemessen sind und dass das immer ärger wird.“Für die unteren Einkommen würden 100 Euro eine Gehaltserh­öhung von mehr als sechs Prozent bedeuten. „Niemand möchte mit Existenzso­rgen ins Bett gehen.“(hie)

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