Lässt sich die Fachkräftelücke schließen?
Wir nutzen das inländische Arbeitskräftepotenzial viel zu wenig.
D ie Industrie hat neulich von der neuen Regierung eine bessere Zuwanderungsstrategie gefordert, um den drückenden Facharbeitermangel zu beseitigen. Klingt logisch.
Allerdings hat in jüngster Zeit das deutsche Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) festgestellt, dass die drohende Babyboomer-Lücke auf dem (mit ähnlichen Problemen kämpfenden) deutschen Arbeitsmarkt weitgehend im Inland geschlossen werden könnte, wenn es gelänge, die Arbeitsbeteiligung der Älteren und der in hohem Maß in Teilzeitbeschäftigung stehenden Frauen um ein paar Wochenstunden zu erhöhen. Und der Chef des österreichischen Arbeitsmarktservice (AMS) hat im Gespräch mit der „Presse“Ähnliches für unser Land angedeutet.
Das heißt: Wir nutzen das Arbeitskräftepotenzial im Inland nicht aus. Und wir versuchen derzeit, diese Lücke in hohem Maß mit völlig ungeregelter Zufallsmigration zu füllen.
Das ist beides volkswirtschaftlich gesehen ziemlicher Unsinn. Und teuer noch dazu. Wobei sich die Industrie zumindest in Sachen schlecht genutztes Arbeitskräftepotenzial im Inland durchaus selbst an der Nase nehmen kann: Wenn Betriebe immer noch einsatzfähige und dazu auch bereite qualifizierte ältere Arbeitskräfte zum frühestmöglichen Zeitpunkt in die Pension drängen, dann wirkt das Gejammer über Fachkräftemangel jedenfalls ein wenig aufgesetzt.
Wir könnten die Lücke ja offenbar relativ leicht füllen: Flächendeckend ordentliche Kinderbetreuungseinrichtungen, ein Ende der Altersdiskriminierung in vielen Personalabteilungen – und ein Migrationsmanagement, das Asyl und Arbeitsmigration wieder sauber trennt und für Letzteres strikte Kriterien festlegt. Und schon ist die Lücke weg und das Sozialsystem entlastet.
Das ist keine Raketenwissenschaft und erfordert nur ein wenig politischen Willen auf allen Seiten. Wieso ist das eigentlich so schwer umzusetzen?