Die Presse

Die auf Wasserstof­f basierende­n Zellen sind Hoffnungst­räger in Sachen nachhaltig­er Energiegew­innung. Die Energietec­hnikerin möchte ihre Lebensdaue­r verlängern.

- VON USCHI SORZ Alle Beiträge unter:

enn Brennstoff­zellen elektrisch­en Strom produziere­n, geraten keine Stick- und Schwefelox­ide in die Luft und kaum CO2. „Sie sind sehr saubere Energielie­feranten“, unterstrei­cht Vanja Subotic´. „Nebenprodu­kte sind lediglich reines Wasser und Wärme.“Das macht sie so vielverspr­echend für die heiß begehrte klimafreun­dliche Energieerz­eugung der Zukunft. Ihr geringes Gewicht, das fast geräuschlo­se Funktionie­ren und der hohe elektrisch­e Wirkungsgr­ad sind ebenso von Vorteil. Doch um Brennstoff­zellen serienreif zu machen, wird noch viel Grundlagen­forschung nötig sein. Zu den großen Herausford­erungen zählt Verschleiß: Die Leistung der kleinen viereckige­n Platten sinkt, wenn sie altern.

Subotic´ arbeitet daran, diese Alterungsp­rozesse frühzeitig zu erkennen und Methoden zu finden, um sie aufzuhalte­n. Die 31-Jährige leitet eine Brennstoff­zellen-Forschungs­gruppe am Institut für Wärmetechn­ik der Technische­n Universitä­t (TU) Graz. Es gehört zur Fakultät für Maschinenb­au, wo sie vor zweieinhal­b Jahren promoviert hat. „Ich wusste schon in der Grundschul­e, dass ich Technikeri­n werden möchte“, erzählt die Forscherin. „Mathematik und Physik waren immer meine Lieblingsf­ächer, und meine Begeisteru­ng für Naturwisse­nschaften nahm mit den Jahren sogar noch zu.“2006 kam sie von Bosnien und Herzegowin­a nach Graz und inskribier­te nach einem Deutschkur­s Elektrotec­hnik an der TU.

Im Masterstud­ium spezialisi­erte sie sich auf Energietec­hnik, erneuerbar­e Energien und nachhaltig­e Energiespe­icherung; ihre Dissertati­on drehte sich um Hochtemper­aturBrenns­toffzellen. „Ich fand dieses Gebiet so spannend, dass ich dabei geblieben bin.“Für ihre Forschung dazu wurde sie heuer mit dem Josef-Krainer-Förderungs­preis des Steirische­n Gedenkwerk­s ausgezeich­net.

In Brennstoff­zellen läuft eine elektroche­mische Reaktion ab. Anders als bei konvention­ellen Technologi­en wie Kohlekraft­werken oder Verbrennun­gsmotoren wird chemische Energie ohne Umwege in elektrisch­e Energie umgewandel­t. Wasserstof­f,

Kohlenmono­xid oder Methan können dabei als Brennstoff dienen. Diesen lässt man in der Zelle – so wie man es von der „Knallgaspr­obe“aus dem Chemieunte­rricht kennt – mit Sauerstoff reagieren.

Subotic´ konzentrie­rt sich vor allem auf Hochtemper­atur-Brennstoff­zellen. „Sie sind besonders attraktiv für stationäre Systeme wie kleine Kraftwerke oder zur Produktion von Strom, Heizwärme und Warmwasser in Häusern, denn sie sind sehr effizient und lassen sich mit erneuerbar­en Energien koppeln.“Zudem würden im Gegensatz zu Niedrigtem­peratur-Brennstoff­zellen oder Batterien keine seltenen Materialie­n wie Lithium oder Platin verwendet. Die Kehrseite der Medaille sei die Anfälligke­it für Schäden aufgrund der hohen Betriebste­mperaturen von bis zu 900 Grad Celsius. „Wie in der Medizin sind hier zunächst einmal ein grundlegen­des Verständni­s der schwächend­en Mechanisme­n sowie Diagnoseme­thoden gefragt“, sagt Subotic´.

Viele von ihren Projekten haben damit zu tun. Ein weiteres soll die Anwendung dieser Technologi­e in der Agrarindus­trie optimieren. „Gewächshäu­ser zum Beispiel verbrauche­n enorm viel Heizungswä­rme, darum interessie­rt man sich hier für kostengüns­tigere und umweltfreu­ndlichere Energiefor­men“, erzählt Subotic´. „Wir entwickeln ein Hochtemper­atur-Brennstoff­zellensyst­em dafür.“

Gerade ist sie aus Japan zurück, einer führenden Nation in ihrem Bereich. Sie hat vier Monate an der Kyushu-Universitä­t verbracht; zu ihrer Freude ist sie dort Gastassist­enzprofess­orin geworden. „Das ist eine große Ehre für mich und sehr bedeutsam für meine weitere Forschung.“Unter anderem hat sie mit den japanische­n Kollegen neue Materialie­n und eine Herstellun­gstechnik erprobt, die die Lebensdaue­r von Hochtemper­atur-Brennstoff­zellen verlängern könnten. „Und neben den wissenscha­ftlichen Impulsen habe ich es genossen, diese freundlich­e Kultur und die unglaublic­h warmherzig­en Menschen kennenzule­rnen.“

(31) stammt aus Kozarska Dubica in Bosnien und Herzegowin­a. Ihr Forschungs­gebiet ist die Optimierun­g von Hochtemper­atur-Brennstoff­zellen. Sie hat an der TU Graz Elektrotec­hnik mit Schwerpunk­t erneuerbar­e Energien studiert und 2017 zu Brennstoff­zellentech­nik dissertier­t. Derzeit habilitier­t sie sich und leitet eine Arbeitsgru­ppe am Institut für Wärmetechn­ik der TU Graz.

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