Kein Wert auf Differenzierung
Das alles führt dazu, am besten gar nichts mehr über die östlichen Kulturen in der europäischen Nachbarschaft zu sagen. Wer heute über andere, fremde Kulturen schreibt, muss sich rechtfertigen. Viel einfacher ist es hingegen, sich (selbst)kritisch über den Orientalismus zu äußern, der all diese Länder, Kulturen und Religionen so gründlich missverstehe. Dass Saids Buch bedenkenswerte Kritik erfahren hat, im Detail wie in seinen methodischen Prämissen, hat dem fortwährenden Einfluss des Werkes kaum geschadet, passt es doch nur allzu gut in jene polar geführten Auseinandersetzungen, die wie die meisten politischen Debatten keinen Wert auf Differenzierung legen.
Wer sich mit dem westlichen Bild jenes tatsächlich in gewisser Weise von ihm geschaffenen Orient beschäftigt, dem stechen die widersprüchlichen Aussagen über „den Orient“ins Auge. Auf der einen Seite halten sich manche Stereotype überaus hartnäckig, auf der anderen Seite haben Philosophen
„West-östlicher Divan“sind Anlass einer Veranstaltung in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur (Wien, Herrengasse 5). In der Reihe „Dialog der Kulturen“setzen sich am 22. Oktober unter anderem Masoumeh Hosseini, Hossein Salimian Rizi und Florian Schwarz mit dem Verhältnis von „Goethe und Hafis“auseinander. Konzept: Wolfgang Müller-Funk. Beginn 19 Uhr.
war Professor für Kulturwissenschaften in Birmingham und Wien. Essayist und Lyriker Internationale Lehr und Forschungs