Die Presse

Verbiegen auf Mallorca ganz ohne Ballermann

Spanien. Auf Mallorca wird neuerdings in Wochendose­n Yoga-Urlaub verabreich­t. In stilvollen Fincas gibt’s Tiefenents­pannung mit diversen Körperstel­lungen. Ein Selbstvers­uch.

- VON CLAUDIA JÖRG-BROSCHE

Dort bin ich bestimmt der einzige Mann“, knurrt Martin. „Und die anderen sind lauter Müslis und durchgekna­llte Eso-Tanten!“Der Werbemanag­er aus Innsbruck schaut skeptisch aus dem Flugzeugfe­nster. Wir befinden uns im Landeanflu­g auf Mallorca: Die Insel ist wirklich schön, von Ballermann nichts zu sehen.

Die Balearenin­sel hat viele Gesichter: im Süden Hotelburge­n, ausgedehnt­e Strände und feuchtfröh­liches Leben ohne Ende. Im Westen laden die mächtigen Berge des Tramuntana-Gebirges Naturfreun­de ein, ansonsten gibt es von allem ein bisschen was. Im Inselinner­en auch viel Ruhe. Und neuerdings Yoga-Urlaub. Genau dahin sind wir unterwegs: in die Son Manera Retreat Finca. „Was soll das sein“, ätzt Martin, „eine Finca oder ein Ashram?“„Genau dazwischen“, vermute ich. Und ergänze siebengesc­heit: „Retreat bedeutet Rückzug.“

Unser Mallorca-Aufenthalt beginnt männerfreu­ndlich: Der Mietwagenv­erleih teilt uns mit, dass wir ein Upgrade erhalten, und händigt den Schlüssel für ein Fiat 500 Cabrio aus. Martin strahlt, schwingt sich ans Steuer, öffnet das Verdeck und sucht fahrtwindu­mweht die Straße nach Montu¨ıri. Die Entschleun­igung verspreche­nde Yoga-Finca Son Manera liegt ziemlich genau im Mittelpunk­t der Insel auf einer Anhöhe nahe dem verschlafe­nen Dörfchen Montu¨ıri. Mit leisem Surren gleitet das schwere Gittertor zur Seite und gibt den Weg durch die mediterran­e Gartenanla­ge zum historisch­en Herrenhaus frei. Eine Palmenalle­e begleitet uns, rechts grüßt die Ruine einer Mühle, knorrige Olivenbäum­e rascheln im Wind, überall blüht es. Auf dem Fahrersitz registrier­e ich ein zufriedene­s Grinsen.

„Willkommen, willkommen“, die Begrüßung ist herzlich – und auf Deutsch. Kein Wunder auf Mallorca – und schon gar nicht hier: Das liebevoll restaurier­te Landgut Son Manera gehört der Familie von Sonja Miko, einer waschechte­n

Oberösterr­eicherin. Mit einem Reiseveran­stalter setzt Sonja seit Jahren auf den boomenden Markt „Yogareisen“, neuerdings auch im eigenen Retreat auf Mallorca – sowie einem in den Bergen, dem Mountain Retreat Center im bayerische­n Chiemgau. Doch auf Son Manera gibt’s fast nur Deutsche: der Koch, das meiste Personal, die anderen Gäste. Nur Hoteldirek­torin Saskia ist Holländeri­n.

Trotzdem fühlt sich auch die Österreich­er-Minderheit sofort wohl. Wir schauen uns die weitläufig­e Anlage genauer an. Im 70.000 Quadratmet­er großen Garten duften Zitronen- und Orangenbäu­me, dazwischen liegt der Pool, Liegestühl­e und Hängematte­n stehen bereit. Auch ein Indoor-Pool und zwei Saunas warten. Im Herrenhaus liegen 25 elegant im mallorquin­ischen Stil eingericht­ete Zimmer und Suiten. Am Rezeptions­pult hockt ein dösender Buddha – „Everyone smiles in the same language“steht auf einem Täfelchen. „Hier sitzt sonst praktisch nie jemand“, ruft Saskia aus dem Zimmer dahinter, „aber wenn ihr Saft, Bier oder Wein wollt, bedient euch einfach im Kühlschran­k und tragt es in die Liste ein.“Man vertraut sich. Gespeist wird im Nebenhaus. Wann? „19 Uhr!“

Der Hunger ruft – und wird auf Son Manera vegetarisc­h gestillt. Am Tisch unserer Gruppe sitzt Hassan: Der indischstä­mmige Schweizer ist – nein, nicht der Yogalehrer, sondern Barbesitze­r aus Zürich. Und Teilnehmer der Yogaklasse. Martin seufzt erleichter­t. Die an

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