Verbiegen auf Mallorca ganz ohne Ballermann
Spanien. Auf Mallorca wird neuerdings in Wochendosen Yoga-Urlaub verabreicht. In stilvollen Fincas gibt’s Tiefenentspannung mit diversen Körperstellungen. Ein Selbstversuch.
Dort bin ich bestimmt der einzige Mann“, knurrt Martin. „Und die anderen sind lauter Müslis und durchgeknallte Eso-Tanten!“Der Werbemanager aus Innsbruck schaut skeptisch aus dem Flugzeugfenster. Wir befinden uns im Landeanflug auf Mallorca: Die Insel ist wirklich schön, von Ballermann nichts zu sehen.
Die Baleareninsel hat viele Gesichter: im Süden Hotelburgen, ausgedehnte Strände und feuchtfröhliches Leben ohne Ende. Im Westen laden die mächtigen Berge des Tramuntana-Gebirges Naturfreunde ein, ansonsten gibt es von allem ein bisschen was. Im Inselinneren auch viel Ruhe. Und neuerdings Yoga-Urlaub. Genau dahin sind wir unterwegs: in die Son Manera Retreat Finca. „Was soll das sein“, ätzt Martin, „eine Finca oder ein Ashram?“„Genau dazwischen“, vermute ich. Und ergänze siebengescheit: „Retreat bedeutet Rückzug.“
Unser Mallorca-Aufenthalt beginnt männerfreundlich: Der Mietwagenverleih teilt uns mit, dass wir ein Upgrade erhalten, und händigt den Schlüssel für ein Fiat 500 Cabrio aus. Martin strahlt, schwingt sich ans Steuer, öffnet das Verdeck und sucht fahrtwindumweht die Straße nach Montu¨ıri. Die Entschleunigung versprechende Yoga-Finca Son Manera liegt ziemlich genau im Mittelpunkt der Insel auf einer Anhöhe nahe dem verschlafenen Dörfchen Montu¨ıri. Mit leisem Surren gleitet das schwere Gittertor zur Seite und gibt den Weg durch die mediterrane Gartenanlage zum historischen Herrenhaus frei. Eine Palmenallee begleitet uns, rechts grüßt die Ruine einer Mühle, knorrige Olivenbäume rascheln im Wind, überall blüht es. Auf dem Fahrersitz registriere ich ein zufriedenes Grinsen.
„Willkommen, willkommen“, die Begrüßung ist herzlich – und auf Deutsch. Kein Wunder auf Mallorca – und schon gar nicht hier: Das liebevoll restaurierte Landgut Son Manera gehört der Familie von Sonja Miko, einer waschechten
Oberösterreicherin. Mit einem Reiseveranstalter setzt Sonja seit Jahren auf den boomenden Markt „Yogareisen“, neuerdings auch im eigenen Retreat auf Mallorca – sowie einem in den Bergen, dem Mountain Retreat Center im bayerischen Chiemgau. Doch auf Son Manera gibt’s fast nur Deutsche: der Koch, das meiste Personal, die anderen Gäste. Nur Hoteldirektorin Saskia ist Holländerin.
Trotzdem fühlt sich auch die Österreicher-Minderheit sofort wohl. Wir schauen uns die weitläufige Anlage genauer an. Im 70.000 Quadratmeter großen Garten duften Zitronen- und Orangenbäume, dazwischen liegt der Pool, Liegestühle und Hängematten stehen bereit. Auch ein Indoor-Pool und zwei Saunas warten. Im Herrenhaus liegen 25 elegant im mallorquinischen Stil eingerichtete Zimmer und Suiten. Am Rezeptionspult hockt ein dösender Buddha – „Everyone smiles in the same language“steht auf einem Täfelchen. „Hier sitzt sonst praktisch nie jemand“, ruft Saskia aus dem Zimmer dahinter, „aber wenn ihr Saft, Bier oder Wein wollt, bedient euch einfach im Kühlschrank und tragt es in die Liste ein.“Man vertraut sich. Gespeist wird im Nebenhaus. Wann? „19 Uhr!“
Der Hunger ruft – und wird auf Son Manera vegetarisch gestillt. Am Tisch unserer Gruppe sitzt Hassan: Der indischstämmige Schweizer ist – nein, nicht der Yogalehrer, sondern Barbesitzer aus Zürich. Und Teilnehmer der Yogaklasse. Martin seufzt erleichtert. Die an