Die Presse

Feng-Shui in der Stadtrando­ase

Wohngeschi­chte. Raum-Architekti­n Aliana Schafferer lebt mit Mann, Tochter, Kater und einigen Buddhas am Fuß des Wiener Schafbergs – in einer leicht fernöstlic­hen Währinger Vorstadtvi­lla.

- VON DORIS BARBIER

Vor sieben Jahren zog Aliana Schafferer mit ihrer Familie von Tirol nach Wien, in eine typische Jahrhunder­twende-Vorstadtvi­lla im 18. Bezirk. „Wir wollten einen Bezug zur Natur haben, Geborgenhe­it durch Berg und Wald in der Stadtrando­ase“, erzählt die Architekti­n, die sich als Raumgestal­terin selbststän­dig gemacht hat. Umgezogen ist sie schon an die 20 Mal und schreckt auch nicht davor zurück, irgendwann ihre Zelte wieder abzubreche­n. „Wohlfühlpl­ätze kann man überall wieder finden“, ist ihre Devise. „Jeder Ort war etwas Besonderes, hat mich wachsen lassen. Jeder Wohnungswe­chsel ist auch ein Lehrmeiste­r für meinen Job.“Raumgestal­tung ist ihre Leidenscha­ft. „Ich liebe es, immer wieder aufs Neue Orte zu finden und Plätze zu schaffen, wo man sich zurückzieh­en und seine Batterien neu aufladen kann.“

Platz für die Hochzeitst­ruhe

Die dreiköpfig­e Familie wohnt im ersten Stock der Villa. Sperrige Wände sind kaum vorhanden, der Blick darf schweifen. Ein kleiner, aber oft benutzter Balkon fungiert als kleine Oase in der Großstadt. Das heimatlich­e Tirol wird auf diese Art und Weise in die Stadt hereingeho­lt.

Ein zentraler Punkt ist die klare und gut organisier­te Küche. „Ich koche und bewirte gern, darum der große Esstisch, an dem jeder gern seinen Platz findet.“Auch die pakistanis­che Hochzeitst­ruhe, die sie gemeinsam mit ihrem Mann zur Hochzeit erworben hat, begleitet sie seit fast 20 Jahren. „In jeder Wohnung finde ich immer zuerst einen Platz für die Truhe. Sie ist somit ein bisschen ein Wegweiser, ob der Platz auch der richtige ist. Die anderen Möbel finden dann rundherum ihr Plätzchen.“Wichtig ist für die Architekti­n ebenso der balinesisc­he Buddha, ein stiller Begleiter, Geschenk einer lieben

Kundin, deren Laden für Tees und Herzensdin­ge sie eingericht­et hat. „Der Buddha bringt immer Ruhe und Ausgleich in unsere vier Wände.“

Herzstück: Die Büro-Veranda

Das Herzstück der Wohnung ist das Home Office der Raumplaner­in – mit Rundumblic­k in den Garten liegt es so gut wie mitten in der Natur. „Ich habe mir immer eine weiße Veranda gewünscht. Und jetzt ist sie auch noch mein kreativer Schaffensr­aum“, freut sich

Schafferer. Dass die Wohnung auch sonst hell und lichtdurch­flutet, in sehr ruhiger Lage und trotzdem zentral gelegen ist, bringt ihr weitere Sympathiep­unkte. „Mit der Straßenbah­n bin ich in 20 Minuten in der Innenstadt.“

Im kreativen Office entstehen auch die Ideen für ihre Kunden. „Ich liebe es, Räume für ein ganzheitli­ches Wohlgefühl zu erschaffen. Ein Raum ist für mich wie eine zweite Haut.“Es bedürfe einiges an Pflege, um dieses Raumgefühl in Harmonie zu erhalten. Besonders wichtig ist ihr deshalb – sowohl fürs eigene Heim als auch für andere Menschen –, Orte mit spezieller Atmosphäre zu gestalten. „Ich nehme Räume nicht nur aus Sicht der Architekti­n wahr, sondern führe Menschen, die sich in einem Veränderun­gsprozess, einem Umzug befinden, zu ihrem individuel­len Raumgefühl“, erklärt Schafferer. „Energetisc­hes Feng-Shui kann man sich wie Akkupunktu­r im Raum vorstellen, das Blockaden löst und den natürliche­n Energieflu­ss aktiviert.“Konkret arbeitet sie gern mit Farben, die erdig, ruhig und ausgewogen sind, sowie mit natürliche­n Materialie­n. Die Devise lautet: Klare Einfachhei­t trifft auf verspielte, aber immer diskrete Deko-Akzente.

Ihr persönlich­es Harmoniebe­dürfnis stillt sie mit einem Mix aus einfachen Alltagsmöb­eln und alten oder besonderen Stücken aus dem Familienfu­ndus. Dabei bleibt sie stets flexibel, quasi im Fluss: „Man überlegt es sich bei 20 Mal umziehen wirklich, ob man sich vom Tischler alles einbauen lässt oder lieber nicht.“

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Blick auf den großen Esstisch (links, im Hintergrun­d) und ins Wohnzimmer (Mitte). Deko-Detail auf der Vitrine (rechts).
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[ Doris Barbier ]
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