„Ein gutes Feuer brennt wie Chili“
Kachelofen. Zu Beginn der Heizperiode nehmen nicht nur Bauernhausbesitzer ihre gekachelten Öfen in Betrieb. Auch mancher Stadtbewohner spielt mit dem Gedanken, einen solchen einzubauen. In diesem Fall gilt es einiges zu beachten.
Das Feuer knistert beruhigend, die wohlige Wärme kitzelt auf der Haut, Duft von brennendem Holz macht sich breit. Wer sich für den Einbau eines Kachelofens interessiert, schätzt die Gemütlichkeit und die gleichmäßig ausstrahlende Wärme. Ob traditionell mit grünen Kacheln oder modern, mit Liegeflächen und Sichtfenstern – 450.000 individuell verbaute Heizanlagen gibt es in Österreich, darunter auch Schwedenöfen und Heizkamine mit größeren Scheiben. Ein bedeutendes Werk der spätgotischen Hafnerkunst, und noch heute zu besichtigen, stammt aus dem Jahr 1501 und schmückt die Goldene Stube in der Festung Hohensalzburg. „Ein vollkeramisches Kunstwerk“, schwärmt Hafnermeister Werner Beyer. Heute, bei neuen Kachelöfen, brauche es nicht zwingenderweise Keramikkacheln: „Auch ein verputzter Ofen kann ein Kachelofen sein.“Was ihn aber von anderen Holzöfen unterscheidet, ist das ausgeklügelte Heizsystem: Während Kamin- und Schwedenöfen nur Wärme abgeben, solang das Feuer brennt, und dementsprechend häufig nachgelegt werden muss, verfügt der Kachelofen über ein eingebautes Zugsystem, was den Wirkungsgrad und die Speicherleistung des Ofens erhöht und mitverantwortlich dafür ist, dass die Wärme im Raum bleibt. Auch gesundheitlich ein Plus: „Gerade für Allergiker und in der Erkältungszeit ist die milde Strahlungswärme ideal, da die Raumluft nicht austrocknet“, erklärt Thomas Schiffert, Geschäftsführer des Österreichischen Kachelofenverbands. Klingt gut, trotzdem eignet sich diese Form zu heizen nicht für alle Wohnungen und Häuser: „Ein Kachelofen hat ein beachtliches Gewicht, deshalb müssen statische
Voraussetzungen gegeben sein, bevor man sich einen Ofen zulegt“, rät Schiffert. Aufgrund zu dünner Decken oder immer dichterer Fenster bei modernen Gebäuden können Adaptierungen notwendig sein. „Wenn die Statik nicht passt, können wir entweder einen bewehrten Estrich setzen oder aber eine Druckverteilerplatte unter den Ofen legen, um das Gewicht auf der größeren Fläche zu verteilen“,
Es muss genügend Verbrennungsluft vorhanden sein. Bei Altbauwohnungen mit großen und hohen Räumen weniger ein Problem als bei modernen Gebäuden und immer dichteren Fenstern. Eventuell können Adaptierungen, etwa eine spezielle Luftversorgung, notwendig sein und der Verbrennungssauerstoff aus einem Zuluftsystem kommen. sagt Beyer. Schließlich würden selbst kleine Kachelöfen zwischen 500 und 600 Kilogramm wiegen: eine Herausforderung für alte Holztramdecken. „Bei modernen, gut gedämmten Gebäuden“, weiß Christian Leiner, Innungsmeister der Wiener Rauchfangkehrer, „müssen oft Lüftungskanäle eingebaut werden.“Das geschehe entweder über den Estrich oder über einen sogenannten Fensterlüfter
Schon ein kleiner Kachelofen kann ein Gewicht von 500 kg aufweisen. Dementsprechend tragfähig muss die Decke sein. Ist sie das nicht, muss ein bewehrter Estrich gelegt oder der Ofen auf eine Druckverteilerplatte, etwa aus Beton oder aus Metall, gestellt werden. Zum Heizen muss trockenes Holz, am besten Hartholz wie Buche, verwendet werden. direkt im Fensterstock. Achten müsse man auch darauf, dass Holz nicht in feuchten Räumen aufbewahrt werde. Der Tipp des Profis: „Am besten, man lagert Holz auf dem Balkon unter einer Plane oder nahe der Feuerstelle“, so Leiner.
Während auf dem Land noch häufig mit Kachelöfen geheizt wird, sind sie in Ballungszentren nach und nach ersetzt worden – durch elektrische Heizpaneele, Gasetagen- oder Fußbodenheizungen. „Nicht jeder möchte Brennholz in den dritten Stock der Stadtwohnung tragen“, meint Beyer. Zwar biete der Kachelofen nicht den Bedienkomfort einer vollmodernen Heizung, dafür aber die „mit Abstand schönste Wärme und Behaglichkeit“. Den hohen Anschaffungspreis muss man sich leisten können. Mittlerweile, erklärt Beyer, gebe es zwar auch kleinere, gut ausgestattete vollwertige Kachelöfen, trotzdem: Die günstigsten Modelle beginnen bei knapp unter 10.000 Euro.
Wer es sich leisten möchte, dem steht in puncto Design alles offen: traditionell mit klassisch grünen Kacheln oder aber „picassoeske“Modelle, mit Sitzflächen oder geschwungenen Elementen und, je nach Lage des Rauchfangs, freistehend in der Mitte des Raums oder an einer Ecke, weiß Schiffert. Ein Trend sei auch der Wunsch, auf ein Feuer zu schauen: „Viele Kunden wollen ein Sichtfenster aus Glas und das Feuer brennen sehen“, sagt Schiffert. Ein mitunter umwelttechnisches Problem. Denn je größer die Glasfläche, umso mehr Energie entweicht, die nicht mehr im Kachelofen gespeichert wird. Je höher aber die Brenntemperatur im Inneren des Ofens, umso besser funktioniert die Verbrennung und umso geringer sind die Emissionswerte. „Viele Kunden wollen eine große Feuerung mit über einem Meter Breite. Haben sie aber eine geringe Energieanforderung, so brennt nur ein kleines Feuer. Die Temperatur ist gering und die Verbrennung schlechter. Das hat die Sinnhaftigkeit von einem Ferrari in der Stadt“, sagt Beyer. Und das, obwohl Kachelöfen im Vergleich zu anderen Heizarten emissionsarm sind. Gesetzt den Fall, es wird richtig geheizt. Deshalb informiert Beyer seine Kunden bei der Ofenübergabe über Wartung und richtige Handhabe.
„Das Wichtigste ist, den Kachelofen richtig zu betreiben“, bestätigt Schiffert. Nicht wie ein Lagerfeuer dürfe man das Feuer entzünden, sondern man solle die Holzscheite zunächst kreuzweise stapeln und oben das feine Holz mit dem Anzünder platzieren. „Ein gutes Feuer brennt wie Chili, von oben nach unten. Nur so brennt es gleichmäßig, wird Wärme optimal ausgenutzt und ist die Luftqualität hoch.“