Fünf Generationen, fünf Kommunikationsstile
Führung. Veteranen, Babyboomer und die Generationen X, Y und Z: Auf dem Arbeitsmarkt haben es Führungskräfte derzeit mit fünf verschiedenen Generationen zu tun. Jede braucht eine andere Ansprache.
So mancher Teilnehmer auf der Tagung der Demografieberatung mag am Mittwoch ein Dej`´a-vu gehabt haben. Regina Eipeldauer, Leiterin des Österreich-Büros des Schuhfilialisten Görtz, beschrieb die große Lücke, welche die Pensionierung einer Grazer Schlüsselkraft in die Belegschaft reißen wird. Die Mitarbeiterin ist seit zwei Jahrzehnten an Bord, eine wichtige Stütze des Geschäfts. Eine Nachfolge für sie zu finden, wird eine schwierige Aufgabe. Umso mehr, als die Stellenbeschreibung, die vor 20 Jahren galt, längst überholt ist. Es braucht neue Inhalte, einen neuen Stil, eine neue Bewerberansprache.
Eipeldauer wandte sich – wie 1500 andere Unternehmen auch – an die Demografieberatung: „Gemeinsam haben wir abgeklärt, was es heute an Handwerkszeug, Know-how und Softskills braucht, um in dieser Position zu bestehen. Wir haben sogar ,Humor‘ dazugeschrieben.“Von den leitenden Beraterinnen der Region Süd, Andrea
Die unterstützt kostenlos österreichische Betriebe bei demografischen Herausforderungen, Wissenstransfer, Nachfolgeplanung und dem Gestalten lebensphasenorientierter Arbeitswelten. Dieser Beitrag wurde von der „Presse“in redaktioneller Unabhängigkeit gestaltet. Ermöglicht wurde er durch finanzielle Unterstützung des Europäischen Sozialfonds und des Sozialministeriums.
Brodschneider und Simone Kosnik, erwartete sie mehr, als nur ein Konzept zu liefern. Es wurde tatkräftig mitgetextet: eine Suchanzeige in zwei Varianten, einer familiären für die internen Mitarbeiter und einer geschäftsmäßigen für externe Interessenten.
Da man schon im Thema war, nahm man sich noch einer Agenda an: „Die Mitarbeiterbeurteilungsbögen haben auch nicht mehr gepasst.“Schon die Bezeichnung war nicht mehr zeitgemäß, noch weniger das Plus-Minus-System der Leistungsbeurteilung: „Von 3+ bis 3-, das ist doch nicht partnerschaftlich.“
Hier ging es um inhaltliche Themen mit starkem kommunikativen Aspekt: zielgruppengerechte Suchinserate und Leitfäden für Mitarbeitergespräche, die für alle fünf Generationen passen, die sich aktuell im Erwerbsleben finden. Eipeldauer hat auch noch Traditionals im Einsatz, also 60+: „Unsere Pensionisten, die gelegentlich immer noch bei uns mitarbeiten. Sie sehen die Dinge ganz anders als eine 20-jährige Studentin.“
Doch wie kommuniziert man so, dass man von jeder der fünf Generationen auch richtig verstanden wird? Auf der Tagung gaben die leitenden Beraterinnen der region Süd, Andrea Brodschneider und Simone Kosnik, einen Überblick. Sie führten auch das Fachforum „Kommunikation mit Generationenfokus“:
IIDie Traditionals (geboren vor 1950) sind vom 2. Weltkrieg und seinen Folgen geprägt, regelbezogen, hierarchisch und streben nach Sicherheit, Stabilität und Status. Kommunikation braucht für sie keine Technik, sie erfolgt von Angesicht zu Angesicht. Es zeugt schon von Wertschätzung, sich für einen Mitarbeiter Zeit zu nehmen. Babyboomer (geboren 1950 bis 1965) leben, um zu arbeiten, hart und unter Hintanstellung eigener Bedürfnisse. Sie wollen etwas aufbauen („Schaffe, schaffe, Häusle baue“) und bleiben lang ihrem Arbeitgeber treu. Auch sie drücken Wertschätzung in Zeit und Präsenz aus. Gespräche mit Mitarbeitern sind schon weniger hierarchiegeprägt als bei Veteranen und näher an der Tätigkeit.
IIDie Generation X (geboren 1965 bis 1980) nahm von ihren Eltern den Wunsch mit, „es besser zu haben als wir.“Daher wird Bildung großgeschrieben. Allerdings arbeitet sie, um (gut) zu leben und erfindet den Begriff Work-Life-Balance. Rasch freundet sie sich mit den frühen elektronischen Medien an und führt Gespräche virtuell genauso gern wie real. Die Generation Y (geboren 1980 bis 1995) will lieber Spaß im Job als Karriere. Arbeit und Privatleben verschwimmen, es geht um Selbstverwirklichung, Freiheit und Flexibilität. Mit dem Internet ist sie aufgewachsen, Social Media sind die bevorzugten Kommunikationskanäle. Raum und Zeit spielen keine Rolle mehr – im realen Leben (Auslandssemester sind selbstver
Iständlich) und virtuell im Cyberspace. Obwohl der Altersunterschied nicht so groß ist, tickt die nachfolgende Generation Z (geboren ab 1995) ganz anders. Scharf grenzt sie das Private vom Beruflichen ab. Selbstverwirklichung findet nur im Privatleben statt, das eng mit allen erdenklichen technischen Devices verknüpft ist. In anderer Hinsicht erfolgt eine Rückbesinnung auf alte Werte wie Sicherheit und Stabilität (damit hätten die Traditionals ihre Freude), aber auch auf Umwelt und Nachhaltigkeit. Wie keine andere Generation mag sie Sharing Modelle, von Car- bis Desksharing. Überraschend geht auch die Kommunikation wieder in Richtung eins zu eins: „In echt“redet es sich doch am besten. (red.)