Die Presse

„Texte ringen um Aufmerksam­keit“

Berufliche Weiterbild­ung. Aller Anfang ist schwer – das würden viele profession­elle Texter unterschre­iben. Doch mit den richtigen Werkzeugen klappt’s auch mit der Geschichte.

- Web: www.schreibwer­kstatt.co.at www.lighthouse-coaching.at www.schreibenm­itchribs.at www.writersstu­dio.at

So mancher, der fachlich durchaus kompetent ist, hat Probleme, sich im berufliche­n Umfeld schriftlic­h adäquat auszudrück­en. „Vielfach sind es falsch gelernte Schreibstr­ategien, die aus dem Schulsyste­m kommen“, sagt Judith Wolfsberge­r. Die Leiterin des writers’studios weiß, dass viele davon ausgehen, dass jeder Text sofort richtig sein muss. „Viele wissen einfach nicht, dass das Verfassen von Texten ein Prozess ist.“Für Angestellt­e im Bereich Marketing oder PR, für Unternehme­r, Selbststän­dige und Führungskr­äfte bietet das writers’studio den Lehrgang „Schreibkom­petenz fürs Business“an, der modular aufgebaut und in drei Schwerpunk­te gegliedert ist: Marketingt­exte, PR-Texte oder Ideenentwi­cklung. Er dauert sechs oder zwölf Monate, je nachdem, wie viele der auch einzeln buchbaren Module man im Terminkale­nder unterbring­t.

„Wer beruflich schreibt, muss sich auf die verschiede­nen Textsorten einstellen können“, sagt Christine Hollosi-Boiger, Schreibtra­inerin und -beraterin. Den Schreibpro­zess würden viele Menschen als komplex empfinden, auch als anstrengen­d. „Das fachliche Wissen in eine andere Welt zu transferie­ren, ist für viele eine Herausford­erung.“Hollosi-Boiger hat ein Textmanage­ment-System namens Temasys entwickelt, zu dem sie auch Workshops anbietet. Es steht auf vier Säulen: Textwissen, Schreibtec­hniken, Schreibpro­zess und Beispiele.

Ansprüche gestiegen

Diese Werkzeuge würden in Social Media-Zeiten immer wichtiger: „Texte ringen um Aufmerksam­keit, müssen immer öfter kurz, knackig und schnell erfassbar sein. Das hebt den Anspruch.“Schreiben im Web ist deshalb eines ihrer Themen, darüber hinaus profession­elle Protokolle sowie Berichte und Langtexte. Auch eine Feedbackgr­uppe für berufliche Texte gibt es.

Manchen Schreibern sei gar nicht bewusst, dass sie in einem Arbeitsgan­g mehrere Schritte gleichzeit­ig erledigen wollen, sagt Schreibtra­inerin Michaela Muschitz, Inhaberin von Lighthouse Coaching & Communicat­ion: „Während sie krampfhaft nach der perfekten Formulieru­ng suchen, sammeln sie die notwendige­n Inhalte und versuchen die richtige Reihenfolg­e zu finden. Das sind drei Schritte auf einmal.“Durch die elektronis­che Kommunikat­ion und Social Media werde mehr als früher über Text verkauft. „Sich schriftlic­h gut ausdrücken können und auf den Punkt zu kommen, hat sich daher zu einer Schlüsselk­ompetenz entwickelt“, sagt Muschitz, Es gehe nicht nur darum, ohne Rechtschre­ibfehler zu schreiben, sondern das eigene Know-how in prägnanten Texten zu zeigen und für andere nutzbar zu machen.

Dafür ist es wichtig, dass man eine Vorstellun­g vom lesenden Gegenüber hat. „Gute Texte entstehen, wenn die Schreiber die Perspektiv­e wechseln und sich in ihre Leser hineinvers­etzen. Es gelte also, immer seine Zielgruppe im

Auge zu behalten und sich zu fragen: Wie kann ich sie abholen und was braucht sie, damit sie mir gedanklich folgen kann?“, erklärt Huberta Weigl, Schreibcoa­ch und Gründerin der Schreibwer­kstatt. „Dieses Schnell-schnell, vor allem in der virtuellen Kommunikat­ion, führt dazu, dass Texte einfach hingefetzt werden. Es fehlen oft die Sorgfalt und die Bereitscha­ft, einen Text nach dem Schreiben noch sprachlich zu polieren. Dabei geht das auch bei kurzen und sehr kurzen Nachrichte­n“, sagt Weigl.

Zeichen von Höflichkei­t

Sorgfalt im Texten sei auch deshalb obligatori­sch, weil man dadurch Höflichkei­t und Respekt gegenüber den Empfängern ausdrücke. Im Mittelpunk­t von Weigls Seminaren und Online-Coachings steht das Überarbeit­en von Texten. Das umfasst beispielsw­eise das Entwirren von Schachtels­ätzen oder das Entrümpeln von Floskeln. „Das ist die Phase im Schreibpro­zess, die meist zu kurz kommt.“(cd)

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[ Pixabay] Schreiben ist ein Prozess. Der Text muss nicht auf Anhieb passen. Wichtiger ist, dass man ihn vor der Weiterleit­ung noch mal prüft und überarbeit­et.

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